Kohle-Lobby und EE-Rekord

09.10.2013 | Matthias Weyland

Klar ist, zentrale Großkraftwerke sind immer teurer. Und das ist – was die fossil-nuklearen Stromfabriken betrifft – auch gut so. Doch der Reihe nach. Wer meinte, nach der Bundestagswahl würde die Lobbyarbeit der energiewirtschaftlichen Urgesteine verstimmen, irrte. Gestern wurden angebliche Insider-Informationen bekannt, wonach der nordrhein-westfälische Kohletagebau Garzweiler durch die Energiewende bedroht sein könnte. Laut einem Zeitungsbericht erwägt RWE in einem Szenario die vorzeitige Schließung des Bergwerks, weil sich das Abbaggern ganzer Ortschaften dank der Erneuerbaren nicht mehr rechnen soll. Offiziell dementiert der Stromkonzern natürlich. Inoffiziell handelt es sich vermutlich einmal mehr um geschickt lancierte PR für bessere ökonomische Rahmenbedingungen für den eigenen Kraftwerkspark, z.B. mittels Kapazitätsmärkten.

Dabei geht in der öffentlichen Diskussion unter – und wird von den RWE-Lobbyisten unterschlagen – dass es sich bei ihrem Bergwerk um Europas größten Braunkohletagebau handelt (zur Erinnerung, Braunkohle ist der klimaschädlichste Brennstoff hierzulande überhaupt), und dass die vier Kraftwerke im rheinischen Braunkohlerevier einer Studie der Umweltorganisation WWF zufolge der größte CO2-Produzent in ganz Europa sind. Und das alles wegen der Energiewende vor dem Aus? Da kommen einem glatt die Tränen. Dementsprechend prompt äußerte sich auch der BUND, und erwiderte den Lobbyisten: Keine Brückentechnologie, sondern Altlast! Mehr Hintergrundinfos fasst der Artikel auf klimaretter.info zusammen. Übrigens meint auch NRW-Umweltminister Johannes Remmel, dass das alles taktische Spielchen von RWE sind.

SRU gegen Kohle und neuer EE-Rekord

Passend dazu (oder war dies gar der Auslöser?) forderte übrigens gestern der Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen (SRU), mehr gegen Kohlekraftwerke zu unternehmen (hier im TAZ-Artikel nachzulesen).

Ach so, neben dieser gar nicht so schlechten Nachricht gibt es weitere gute: Am Samstag den 29. September deckten Photovoltaik-Anlagen und Windkraftwerke in Deutschland über 24 Stunden gerechnet 33.5 % des deutschen Strombedarfs, berichtet Renewables International. Dieses Mal stammte der größte Teil des Stroms aus Photovoltaik-Anlagen. Mehr dazu auf dem Solarserver.

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Matthias Weyland

Matthias Weyland, Jahrgang 1979, ist seit 2006 bei .ausgestrahlt dabei. Beim BUND Baden-Württemberg, für den er bis Ende 2012 arbeitete, kämpfte er unter anderem für die Energiewende und gegen den Bau eines weiteren klimaschädlichen Kohlekraftwerks in Mannheim. Seit 2013 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt.

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