Urantransporte-Treffen in Münster: „Uranabbau, Urananreicherung und Brennelementefertigung beenden“

01.12.2014 | Jan Becker

AtomkraftgegnerInnen forderten am vergangenen Wochenende mit einer Abschlusserklärung der internationalen Konferenz den Stopp von Uranabbau und -transporten, die weltweit den Betrieb der Atomindustrie sicherstellen. Mit Aktionen in Lingen und Gronau wurden die Forderungen unterstrichen.

Die AktivistInnen kamen aus Russland, Frankreich und den Niederlanden sowie Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, NRW und Rheinland-Pfalz nach Münster. Gemeinsam forderten sie auf dem „internationalen Urantransportetreffen“ ein Ende der zahllosen Urantransporte, die nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit den Betrieb der Atomindustrie sicherstellen. Zugleich forderten sie den weltweiten Uranabbau zu stoppen und die uranverarbeitende Industrie stillzulegen. Zudem solle die deutsche Bundesregierung endlich die Urananreicherung in Gronau sowie die Brennelemente-Fertigung in Lingen beenden. Beide Atomanlagen seien bislang vom Atomausstieg ausgenommen und beliefern Atomkraftwerke in der ganzen Welt.

Auf der Urankonferenz berieten die TeilnehmerInnen intensiv über die erheblichen Gefahren der zumeist streng geheimen Urantransporte. Sie verfolgten die Spur der Urantransporte vom Uranabbau in Kasachstan und Usbekistan via Russland über die Ostsee und durch den Nord-Ostsee-Kanal zur zentralen Urantransport-Drehscheibe im Hamburger Hafen. Von dort rollt das Uranerzkonzentrat per Bahn durch Niedersachsen, Bremen, NRW und die Mosel-/Saar-Region zur Uranverarbeitung in Narbonne-Malvési und Pierrelatte in Südfrankreich. Als Uranhexafluorid gelangt es später zur Urananreicherung nach Gronau oder in die niederländische UAA Almelo. Der nächste Schritt ist die Areva-Brennelementefertigung in Lingen, bevor die Endprodukte oftmals erneut über den Hamburger Hafen, aber auch über Rotterdam in alle Welt verschickt werden.

Die Konferenz verurteilt, dass Frankreich, Deutschland, Russland und die Niederlande weiterhin in vielfältiger Weise eine Zukunft der Atomindustrie ermöglichen. Das sei „nicht akzeptabel“. Die AtomkraftgegnerInnen fordern zudem von den deutschen Landesregierungen ein konsequentes Einschreiten gegen die wachsende Zahl von Urantransporten, die zahllose Menschen gefährden. Insbesondere die Landesregierungen in Hamburg, Niedersachsen und NRW wurden für ihre Untätigkeit kritisiert. Auch die betroffenen Kommunen wurden aufgefordert, sich „aktiv für einen Stopp der geheimen Urantransporte einzusetzen“.

Zudem kritisierten die TeilnehmerInnen, dass es für den weltweit anfallenden Uranmüll – wie für jeden anderen Atommüll – keine sichere Entsorgung gibt. Schon in den Uranabbauländern falle massenhaft Uranmüll an. Auch der geplante Verkauf des Urananreicherers Urenco auf dem Weltmarkt sei „unverantwortbar, weil die Urananreicherung der einfachste Weg zur Atombombe ist“.

„Nur die sofortige Beendigung der Urananreicherung ist akzeptabel“, forderten die AktivistInnen.

Am gestrigen Sonntag wurden diese umfangreichen Forderungen durch Aktionen vor der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherungsanlage in Gronau unterstrichen. Die AtomkraftgegnerInnen kündigten zudem weitere gemeinsame Proteste gegen Urantransporte und die Uranindustrie an.

weiterlesen:

  • Resolution gegen Brennelementefabrik Lingen & AKW Emsland
    25. November 2014 — Unter dem Motto “Atomstandort Lingen nicht länger tolerieren” formiert sich derzeit der Protest gegen das Atomkraftwerk Emsland und die Brennelementefabrik Lingen. Am kommenden Wochenende findet eine Kundgebung statt.
  • Reste der Urananreicherung: Atommüll oder Wertstoff?
    27. November 2014 — Bei der Urananreicherung in Deutschlands einziger Anreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau fallen große Mengen abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) an. Was bislang als “Wertstoff” galt wurde kürzlich von der Bundesregierung in ihrem Entwurf des “nationalen Entsorgungsplans” zu “Atommüll” umdeklariert. Mit dramatischen Folgen, meint Udo Buchholz, Anwohner und entschiedener Gegner der Anlage.

Quelle (Auszug): Abschlusserklärung des Internationalen Urantransportetreffens Münster vom 30. November 2014

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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