AKW Grohnde soll auf Risse überprüft werden

10.03.2015 | Jan Becker

Nach alarmierenden Befunden in zwei belgischen AKWs fordern AtomkraftgegnerInnen vom Niedersäch­si­schen Umweltminister, auch das AKW Grohnde auf Risse zu überprüfen. Sie fordern die Abschaltung des Meilers, bis eine definitve Entwarnung gegeben kann. Doch die Politik antwortet nicht.

Wir wir berichteten, wurden in belgischen Atomnkraftwerken tausende Risse in den Reaktorbehältern entdeckt. Die dortige Atomaufsicht warnt die Welt vor bisher unterschätzten Korrosionsgefahren. Jens Beus, Leiter der Behörde, forderte Mitte Februar, die Materialdefekte als „weltweites Problem ernst zu nehmen“.

In einem Brief fordern nun auch AtomkraftgegnerInnen in Deutschland umgehende Konsequenzen von der Niedersächsischen Regierung. Vertreter der „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten“ erwarten von Umweltmi­ni­ster Stefan Wenzel (Grüne), das Atomkraftwerk Grohnde abzuschalten, bis eine auf den neuesten Analysever­fah­ren basie­rende Sicherheitsüberprüfung am Reaktordruckbehälter durchgeführt und die Ergebnisse der Öffent­lichkeit präsentiert wurden. Alarmiert sind die KritikerInnen insbesondere deshalb, weil die Risse laut belgischer Atomaufsicht nicht etwa im laufenden Betrieb, sondern bereits beim Bau der Anlagen vor Jahrzehnten entstanden sein sollen.

Bislang waren im Fokus der Untersuchungen nur die Reaktorbehälter einer bestimmten Fertigungsfirma aus den Niederlanden, die für die AKW Brunsbüttel und Philippsburg-1 auch nach Deutschland lieferte – diese beiden Meiler sind bereits vom Netz.

„Wir müssen die Situation sehr ernst nehmen. Das Problem kann genauso gut den Reaktordruckbehälter in Grohnde betref­fen, denn der verwendete Stahl war ja bereits während des Baus der Anlage in den 70er Jahren wegen seiner bekannten Rissempfind­lichkeit nicht mehr zulässig­“, so Karsten Schmeißner für die Re­gionalkonferenz.

„Hier geht es nicht um einen harmlosen Defekt, sondern um mögliche Schäden in der Schutzhülle des Reaktorkerns, dem Herzstück dieser Anlage. Im Sinne der öffentlichen Sicherheit muss Minister Wenzel den Sachverhalt unverzüglich klären“, ergänzt Peter Dickel.

Wenzel soll, wie er es versprochen hat, das „Altersmanagement“ der Atomanlagen endlich ernst nehmen, fordern die KritikerInnen. Auf den Brief hat er bislang nicht geantwortet.

Ende März wollen AnwohnerInnen eine Klage auf Stilllegung des umstrittenen Reaktors auf den Weg bringen. Am kommenden Samstag (14. März) ist zudem ein „Info- und Aktions­tag“ in Hannover-Linden geplant.

  • Risse in Reaktoren: Belgien warnt die Welt vor bislang unterschätzen Korrosionsaspekten
    19. Februar 2015 — Die belgische Atomaufsicht spricht von einem „Problem für den ganzen Nuklearsektor“: In den Reaktordruckbehältern der beiden Atomkraftwerke Doel-3 und Tihange-2 waren bereits im Sommer 2012 tausende Risse gefunden worden. Eine neue Analyse ergab, dass es sich um noch größere Schäden handelt als bislang bekannt. AtomkraftgegnerInnen fordern nun weltweite Untersuchungen.

Quelle (Auszug): grohnde-kampagne.de, 10.3.2015

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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