Vor fast 30 Jahren ist Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl in der heutigen Ukraine explodiert. Eine radioaktive Wolke zog über große Teile Europas und hinterliess Strahlung, die bis heute nachweisbar ist. Und obwohl sich die Katastrophe in über 1.000 km Entfernung ereignete, hatte und hat sie auch europaweit dramatische Folgen und kostete allein die Bundesrepublik bis heute mehrere hundert Millionen Euro.

Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag kann der Bund Kosten von rund 370 Millionen Euro aufschlüsseln, die direkt mit dem Atomunfall in Verbindung stehen. Deutschland investierte:
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97 Millionen Euro in den Bau einer neuen Schutzhülle um den zerstörten Reaktorblock 4, die von einem internationalen Fonds finanziert wird.
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26 Millionen Euro in einen Fonds zur Behandlung radioaktiver Abfälle.
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Für beide Fonds wurden bereits weitere 19 Millionen Euro zugesichert.
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Knapp Sieben Millionen Euro wurden für Strahlenmessungen in der Ukraine, Weißrussland und Russland ausgegeben.
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34 Millionen Euro kostete die Dekontamination von verseuchtem Molkepulver in Deutschland in den Jahren nach der Katastrophe.
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Rund 200 Millionen Euro sind zwischen 1986 und 1995 an Entschädigungen und Ausgleichszahlungen für vernichtete Lebens- und Futtermittel an Landwirte gezahlt worden.
Eine Gesamtschadenssumme „sei aber nicht zu ermitteln“, die Kosten für Unternehmen und Privatpersonen, die aus dem Unfall vom 26. April 1986 herrührten, „sind über einen Zeitraum von 30 Jahren nicht zu erfassen“, so die Bundesregierung.
Gesundheitliche Auswirkungen dramatischer als ursprünglich angenommen
Anlässlich des 30. Jahrestages der Reaktorhavarie in Tschernobyl hat der britische Radiologe Dr. Ian Fairlie seine Studie „The other report on Chernobyl“ zu den gesundheitlichen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe, insbesondere zu den Auswirkungen auf Österreich, aktualisiert.
Diese erneute Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass langfristig (innerhalb von 50 Jahren) 40.000 zusätzliche tödliche Krebserkrankungen erwartet werden müssen - eine ähnlich große Anzahl wie nach den Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.
Acht bis 40 Prozent der erhöhten Schilddrüsenkrebs-Fälle in Österreich nach 1990 seien „wahrscheinlich aufgrund von Tschernobyl aufgetreten“, bis heute wurden 6.000 zusätzliche Schilddrüsenkrebsfälle registriert, laut Fairlie müssen weitere 16.000 Fälle langfristig erwartet werden.
Nach Weißrussland war Österreich mit 13 Prozent seiner Gesamtfläche weltweit am zweitstärksten von der hohen Cäsium-Belastung der Tschernobyl-Katastrophe betroffen.
- weitere Informationen: www.global2000.at/...
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Quellen (Auszug): epd, global2000.at; 4.4.2016