Zwischenlager Ahaus

Atommülllager
Zwischenlager Ahaus
Status:
in Betrieb
Standort:
Ahaus
Kategorie:
Atommülllager
Inbetriebnahme:
25. Jun 1992
Zwischenlager Ahaus
Foto: contratom

In Ahaus befindet sich eines von drei zentralen Atommüll-Zwischenlagern in Deutschland. Atomkraftgegner*innen protestieren seit mehr als 40 Jahren gegen das Lager, in dem seit  1992  hochradioaktive Abfälle und seit 2010 auch schwach- und mittelradioaktive Abfälle aufbewahrt werden.

Das nordrhein-westfälische „Transportbehälterlager Ahaus“ (TBL-A), früher „Brennelemente-Zwischlager Ahaus“ (BZA) befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Ahaus (westliches Münsterland), etwa 3 Kilometer östlich des Stadtzentrums. In der Transportbehälterlagerhalle standen – wie im nahezu baugleichen Transportbehälterlager Gorleben –  ursprünglich 420 Zwischenlager-Stellplätze für Castor-Behälter zur Verfügung. Seit 2010 besteht die Lagerhalle aber aus zwei durch einen Empfangs- und Wartungsbereich voneinander getrennten Lagerhälften: Im westlichen Lagerbereich I befinden sich seit der 6. Änderungsgenehmigung von 2010 „sonstige radioaktive Stoffe“ gemäß §7 der Strahlenschutzverordnung, also schwach- und mittelradioaktive Abfälle unterschiedlicher Herkunft. Im östlichen Lagerbereich II dürfen seit der ersten Aufbewahrungsgenehmigung Brennelemente aus Leichtwasserreaktoren und aus dem Thorium-Hochtemperatur-Reaktor in Hamm-Uentrop lagern, seit der 3. Änderungsgenehmigung von 2004 auch Brennelemente aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf.

Atommülltransporte in das Zwischenlager

Aus dem ehemaligen „Thorium-Hochtemperaturreaktor“ Hamm-Uentrop wurden zwischen 1992 und 1995 in 57 Bahntransporten 305 CASTOR-THTR/AVR-Behälter in das Zwischenlager durchgeführt. Dagegen gab es kleinere Protestaktionen und symbolische Gleisbesetzungen.

Überregionale Aufmerksamkeit gewann Ahaus spätestens 1998, als im März begleitet von massiven Protesten und geschützt von einem großem Polizeiaufgebot sechs Castor-Behälter aus den Atomkraftwerken Neckarwestheim und Gundremmingen angeliefert wurden (2 Behälter CASTOR V/19, 1 Behälter CASTOR V19 SN06, 3 Behälter CASTOR V/52).

Im Mai und Juni 2005 wurden 18 Behälter mit Brennelementen aus dem Forschungsreaktor in Dresden-Rossendorf nach Ahaus gebracht (CASTOR MTR2). Die Transporte wurden mit LKWs über die Autobahn durchgeführt. Zahlreiche Protestaktionen begleiteten diese „perspektivlosen und gefährlichen Transporte“.

Seit Mitte 2010 wird auch schwach- und mittelaktiver Schrott aus Atomkraftwerken eingelagert.

Noch mehr Müll

Beantragt und 2016 genehmigt wurde zudem die Einlagerung von 152 Castorbehältern aus dem stillgelegten Versuchsreaktor AVR in Jülich (CASTOR THTR/AVR). Die Genehmigung ist derzeit nicht rechtskräftig, weil sie von der Stadt Ahaus und einem Ahauser Bürger beklagt wird. Alternativ zum Transport nach Ahaus werden für diese Brennelemente auch ein Transport in die USA oder der Neubau einer erdbebensicheren Lagerhalle in Jülich verfolgt.

Geplant ist außerdem die Anlieferung von Atommüll aus den Forschungsreaktoren München, Mainz und Berlin. Besonders problematisch sind dabei die Brennelemente aus dem FRM II in Garching bei München, da der Reaktor entgegen internationaler Vereinbarungen mit hochangereichertem und damit waffenfähigem Brennstoff betrieben wird. Bei Ihrer Entnahme aus dem Reaktor beträgt der Anteil des spaltbaren U235 immer noch 87%. Dieser Atommüll ist daher proliferationsrelevant.

Geplant  ist auch die Verbringung von hochdruckkompaktiertem Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Ahaus.

Die Einlagerungsgenehmigung für den schwach- und mittelradioaktiven Müll endet im Jahr 2020. Beantragt ist aber eine völlige Entfristung dieser Genehmigung, womit Ahaus rechtlich kein Zwischenlager mehr wäre.

Die Einlagerungsgenehmigung für den hochradioaktiven Müll und das Lager insgesamt endet im Jahr 2036. Da bis dahin mit großer Sicherheit kein tiefengeologisches Atommüll-Lager in Betrieb sein wird, muss eine Verlängerung der Lagergenehmigung befürchtet werden.

Über 40 Jahre Widerstand

Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" e.V. gegen das Zwischenlager. Mit Infoveranstaltungen, Klagen, Camps und  Demonstrationen, wurde und wird  gegen die Anlage protestiert. Aktuell richtet sich der Widerstand vor allem:

  • gegen die geplanten Transporte aus Jülich und Garching,
  • gegen die Entfristung der Lagerdauer für schwach- und mittelradioaktiven Müll
  • gegen alle Versuche, die Lagerung von Atommüll in Ahaus über die genehmigte Dauer des Lagers bis 2036 hinaus zu verlängern.

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