Atomkraftwerk Beznau
Das älteste Atomkraftwerk der Welt, das sich noch in Betrieb befindet, steht in der Schweiz! Block 1 des AKW Beznau produziert seit 1969 Atommüll. Dieser wie auch der baugleiche Nachbarblock 2 stehen wegen Rissen im Reaktorbehälter besonders in der Kritik.
Die Anlage verfügt über eine unbefristete Betriebsgenehmigung. Am Standort wurde ein Zwischenlager für Atommüll in Castorbehältern gebaut.
2008 stellte der Betreiber BKW ein Gesuch für den Bau eines dritten Reaktors in Beznau mit bis zu 1.600 MW Leistung. Nach der Fukushima-Katastrophe wurden alle Gesuche für neue AKW vom Schweizer Umweltministerium bis auf Weiteres eingefroren. 2016 zog BKW die Pläne wegen „geänderten Marktbedingungen“ offiziell zurück.
Nach den Beschlüssen des Bundesrats, des Nationalrats und des Ständerats 2011 sollten die Reaktoren eigentlich 2019 bzw. 2022 vom Netz gehen. Im Dezember 2014 wurden die Entscheidung gekippt: Beznau-1 und - 2 sollen erst 2029 und 2031 nach 60 Jahren Betrieb abgeschaltet werden.
Umfangreiche Sicherheitsmängel
Nach einem Vorfall vom August 2009 in der INES-Stufe 2 bescheinigte das ENSI dem AKW Beznau nur eine „ausreichende Betriebssicherheit“ und leitete ein Strafverfahren ein.
Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima wurde im Mai 2011 bekannt, dass es in Beznau vergleichbare Mängel bei der Lagerung von Brennelementen wie bei den havarierten Meilern in Japan gäbe. Die Kühlung der Becken sei nicht genügend vor Erdbeben und Überflutungen geschützt.
Im März 2012 kritisierten Atomkraftgegner*innen „Risse im Reaktormantel“, eine „mangelhafte Stromversorgung“ sowie mangelnden Schutz vor Extremhochwasser. Die Sicherheitsmängel wurden durch ein deutsches Gutachten im Oktober 2012 bescheinigt. Das ENSI widersprach dem Gutachten jedoch und kam zum Schluss, dass es keinen Handlungsbedarf gebe.
In einer Studie vom Februar 2014 bezeichneten die atomkritische Schweizerische Energie-Stiftung und Greenpeace die AKW Beznau und Mühleberg als unsicher und forderten deren sofortige Abschaltung. Hingewiesen wurde vor allem auf Alterungsprozesse und Kernschmelzrisiken.
Im Oktober 2015 wurde bekannt, dass man bei einer Überprüfung des Reaktordruckbehälters des im März 2015 für Wartungsarbeiten heruntergefahrenen Reaktorblocks 1 etwa 1.000 Schwachstellen im Reaktorbehälter (Risse) entdeckt habe. Herkunft und Auswirkungen konnten nicht restlos geklärt werden. Die Zukunft der Anlage ist ungewiss, der Betreiber hält an einer Wiederinbetriebnahme fest.
Protest gegen das älteste AKW der Welt
Im März 2014 gelangten ca. 100 Greenpeace-Aktivist*innen auf das Gelände des AKW Beznau und befestigten Banner mit der Aufschrift „The End“ am Gebäude.
Mitte Juni 2016 beteiligten sich 6.000 Atomkraftgegner*innen am „Menschenstrom“ zum AKW Beznau und forderten die sofortige Stilllegung des Uralt-AKW.
Im April 2017 zogen Anwohner*innen des AKW vor das Bundesverwaltungsgericht. Sie legten Beschwerde gegen eine Verfügung der Atomaufsichtsbehörde ENSI ein, die fälschlicherweise zur Ansicht gelangt, Beznau sei genügend gegen schwere Erdbeben geschützt.
In einer Petition heisst es Ende 2017: „Beznau I ist das älteste AKW der Welt. Es darf nicht wieder ans Netz!“