Atomstandorte

Wegen seiner Nähe zur Hauptstadt Bern und des hohen Alters ist das Atomkraftwerk Mühleberg in der Schweiz besonders umstritten. Ende 2019 wurde das Kraftwerk stillgelegt.

Das AKW ist mit einem Siedewasserreaktor (BWR4) von General Electric mit 373 Megawatt elektrischer Leistung ausgerüstet und wurde schon 1972 in Betrieb genommen. Eigentlich wollte der Betreiber BKW Energie AG am Standort einen neuen Reaktor bauen. Das 2008 gestellte Rahmenbewilligungsgesuch wurde aber nach der Fukushima-Katastrophe 2011 vom Schweizer Umweltministerium bis auf Weiteres eingefroren, im Oktober 2016 wurden die Planungen offiziell begraben.

Bis März 2013 besaß das AKW Mühleberg als einziges in Schweiz wegen bekannter Mängel keine unbefristete Betriebsbewilligung. Ende 2015 hat die BKW aus wirtschaftlichen Gründen ein Stilllegungsgesuch eingereicht. Damit wurde das AKW am 20. Dezember 2019 definitiv stillgelegt.

Im Dezember 2013 wies die Atomaufsicht ENSI die BKW an, den Betrieb nur fortführen zu dürfen wenn 26 zusätzliche Sicherheitsanforderungen erfüllt seien. Laut ENSI käme der Verwaltungsrat des AKW seiner Pflicht zur Sicherheitsbewertung nicht ausreichend nach.

Sicherheitsrisiko Alterungsprozesse

Seit 1990 sind Risse im Kernmantel des Reaktors bekannt. Außerdem fehlt eine vom Fluss unabhängigen Reaktorkühlung und es besteht bei einem Erdbeben die Gefahr einer Überflutung.

In einer Studie vom Februar 2014 bezeichneten die atomkritische Schweizerische Energie-Stiftung und Greenpeace das AKW Mühleberg als unsicher und forderten deren sofortige Abschaltung. Hingewiesen wurde vor allem auf Alterungsprozesse und Kernschmelzrisiken.

Volksinitiative leider ohne Erfolg

Im März 2012 beteiligten sich tausende Menschen beim „Menschenstrom gegen Atom“.

Die kantonale Volksinitiative „Mühleberg vom Netz“ am 18. Mai 2014 war leider nicht erfolgreich. Dank umfangreicher Lobbyarbeit der Atomkonzerne entschieden 66 Prozent der Befragten, dass die Anlage statt einer sofortigen Stilllegung noch bis 2019 am Netz bleiben solle.