Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich
In Mülheim-Kärlich steht eine AKW-Ruine, die nach fast zehn Jahren Bauzeit nur 30 Monate in Betrieb war. Dank eines fehlerhaften Baugenehmigungsverfahrens wurde die Anlage zwangsabgeschaltet.
Das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich befindet sich nordwestlich von Koblenz nahe der Stadt Mülheim-Kärlich am linken Rheinufer. Die Anlage war umstritten, weil sie im erdbebengefährdeten Neuwieder Becken liegt. Wegen dieses Risikos wurde das Reaktorgebäude ohne neues Baugenehmigungsverfahren 70 Meter vom ursprünglich geplanten Standort entfernt errichtet. Die Mainzer Landesregierung hatte unter Ministerpräsident Helmut Kohl der RWE durch zu geringe Auflagen bzw. Verstöße gegen das Atomgesetz den Bau des Kraftwerks ermöglicht.
Es handelt sich um einen Druckwasserreaktor der 4. Generation mit einer Leistung von 1.302 Megawatt. Die Baukosten beliefen sich auf 7 Milliarden D-Mark (3,58 Milliarden Euro).
Nach 100 Tagen für immer vom Netz
Im September 1988 hob das Bundesverwaltungsgericht die erste Teilgenehmigung (TG) wegen mehrerer Mängel auf. Der Atomreaktor wurde nach knapp zwei Jahren im Probe- und genau 100 Tagen im Regelbetrieb sofort abgeschaltet und ging nie mehr ans Netz. Zwar erteilte die rheinland-pfälzische Landesregierung 1990 eine veränderte Baugenehmigung, das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hob diese 1995 aber wieder auf. Ein riesen Erfolg für die Anti-Atom-Bewegung, die viele Jahre gegen das Kraftwerk demonstriert hatte.
Der Abriss läuft seit Sommer 2004 und soll nach derzeitigen Planungen 2023 - 2025 abgeschlossen sein. Die Kosten dafür werden auf etwa 725 Millionen Euro geschätzt.
Proteste haben nach der Stilllegung immer wieder wegen des Abtransports der hochradioaktiven Brennelemente stattgefunden.
weitere Infos:
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Mülheim-Kärlich: Kohls AKW auf dem Vulkan (klimaretter.info)
01. April 2011 - Ein AKW im Erdbebengebiet ist keine Spezialität der Japaner, wie der Fall Mülheim-Kärlich zeigt: Wie Helmut Kohl sein AKW auf einem erloschenen Vulkan bauen wollte – und der Kläger vor dem Ruin stand.