Atomkraftwerk Obrigheim
Das Atomkraftwerk Obrigheim ging 1968 in Betrieb und war bis zu seiner Abschaltung im Mai 2005 das älteste und kleinste aller noch in Betrieb befindlichen kommerziellen deutschen AKW. Wegen seines hohen Alters, der erdbebengefährdeten Lage am Rheingraben sowie des mangelnden Schutzes vor Flugzeugabstürzen und terroristischen Angriffen war es besonders in der Kritik.
Im Zuge des rot/grünen Atomausstiegs wurde das Atomkraftwerk Obrigheim am 11. Mai 2005 um 7.58 Uhr abgeschaltet. Nach dem Atomkonsens hätte das Kraftwerk allerdings bereits im Dezember 2002 abgeschaltet werden müssen. Das Bundesumweltministerium genehmigte jedoch eine Übertragung von Reststrommengen in Höhe von 5.500 Gigawattstunden vom AKW Philippsburg 1 auf das AKW Obrigheim. In der 37 Jahre langen Betriebszeit des Reaktors sind 267 meldepflichtige Ereignisse aufgetreten.
Betrieb ohne Genehmigung
1989 wurde festgestellt, dass dem Kraftwerk eine Dauerbetriebsgenehmigung fehlte. Ein Jahr später wurde die Anlage deshalb abgeschaltet, 1991 aber wieder in Betrieb genommen. Die fehlende Dauerbetriebsgenehmigung wurde erst 1996 durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg erteilt.
Abriss: Mangelhafte Transparenz
Die Initative „AtomErbe Obrigheim“ kritisiert den Betreiber RWE wegen mangelhafter Transparenz im Abrissverfahren. Große Mengen Abbaumaterial sollen „freigemessen“ und so in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Mehrere Bürger klagten Ende 2011 gegen den Abriss und reichten im April 2012 einen Eilantrag zur Unterbrechung ein. Die Anträge wurden vom baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) zurückgewiesen.
Castortransporte auf dem Neckar
Als absolutes Novum in Deutschland wurden 2017 die hochradioaktiven Brennelemente aus dem AKW Obrigheim mithilfe eines Binnenschiffs in das 50km entfernte Zwischenlager am AKW Neckarwestheim transportiert. Atomkraftgegner*innen warfen dem Betreiber RWE vor, sich aus Kostengründen den Bau einer Lagerhalle in Obrigheim zu sparen - und die Bevölkerung dem unnötigen Risiko der Transporte auszusetzen. Zahlreiche Protestaktionen begleiteten die Schiffstransporte.
weitere Infos: