Forschungsreaktor Berlin-Wannsee
Am Standort des ehemaligen Hahn-Meitner Institut Berlin-Wannsee, am Rande von Berlin, steht ein Atomreaktor. Flugzeugrouten führen darüber hinweg. Atomkraftgegner*innen befürchten schwere Unfälle nahe der Millionenstadt und fordern die sofortige Stilllegung.
Der Forschungsreaktor BER-II ist seit 1973 in Betrieb und liefert Neutronenstrahlen für ein breites Spektrum wissenschaftlicher Untersuchungen, insbesondere für die Materialwissenschaften. Im Juli 2013 hat der Betreiber Helmholtz Zentrum Berlin die Abschaltung der Anlage für Ende 2019 beschlossen.
Ein erster Forschungsresktor BER-I ist seit 1978 abgebaut und stillgelegt. Der Nachfolgereaktor BER-II mit einer Leistung von zunächst 5 MW, später 10 MW, wurde am 19. Dezember 1973 in Betrieb genommen. Es handelt sich um einen Schwimmbadreaktor, der mit leichtem Wasser gekühlt und moderiert wird.
Risse und fehlender Schutz gegen Flugzeugabstürze
Im Juni 2011 wurde bekannt, dass der Forschungreaktor BER-II einen Riss im Kühlsystem hat. Behörden und Betreiber bestritten diese Tatsache und meinten, der Riss sei „nicht sicherheitsrelevant“.
Im Januar 2013 erklärte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Flugrouten des Flughafens Berlin-Schönefeld für rechtswidrig, da u.a. die möglichen Auswirkungen eines Flugzeugabsturzes auf den BER-II nicht betrachtet worden wären. Ein Gerichtsverfahren beschäftigte sich 2017 mit den Anflugrouten für den neuen Flughafen BER, von denen eine über den Reaktor führen soll.
Der Reaktor ist nicht gegen Flugzeugabstürze ausgelegt. Eine trockene Kernschmelze am BER-II würde zur erhebliche Freisetzung von Radioaktivität führen, die Bevölkerung rund um den Reaktor müsste evakuiert werden.
Aktivist*innen fordern: Sofort stilllegen!
Wegen seiner Nähe zur Millionenstadt, möglichen Terrorgefahren oder schweren Unfällen fordern Kritiker*innen immer wieder die sofortige Stilllegung. Mit Demonstrationen, Infoveranstaltungen und Aktionen informieren Aktivist*innen vor Ort immer wieder die Bevölkerung und klären über die Risiken auf.
Mit 500 gelben Ballons wurde im November 2013 zum Beispiel eine symbolische Radioaktivitäts-Wolke nachgestellt. Im März 2015 thematisierte eine Infoveranstaltung unter dem Titel „Kernschmelze und kein Plan?“ den mangelhaften Katastrophenschutz. Im September 2016 stellten Aktivist*innen des Anti-Atom-Bündnis Berlin/Potsdam und des IPPNW in Babelsberg eine fiktive Dekontaminationsübung durch.
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