Forschungszentrum Jülich
Das ehem. Kernforschungszentrum Jülich ist heute eine der größten Forschungseinrichtungen Europas und beherbergt drei stillgelegte Reaktoren.
Am 11. Dezember 1956 beschloss der Landtag von Nordrhein-Westfalen den Bau einer „Atomforschungsanlage“, die von der „Gesellschaft zur Förderung der kernphysikalischen Forschung“ betrieben wurde.
1958 wurde der Grundstein für die Forschungsreaktoren MERLIN (FRJ-1) und DIDO (FRJ-2) gelegt. 1967 nahm der Prototyp AVR-Kugelhaufenreaktor, Vorläufer für den THTR Hamm-Uentrop, den Betrieb auf. Dieser endete am 31.12.1988. Laut einer Untersuchungskommission gab es gravierende verheimlichte Probleme und Fehlverhalten während der Betriebsphase.
Die Lagerung von Brennelementen aus dem Atomversuchsreaktor (AVR) sorgte für Schlagzeilen, weil die Zwischenlagerhalle 2013 ihre Betriebserlaubnis wegen fehlendem Erdbebenschutz verlor. Seitdem gibt es eine Notverordnung. Der Betreiber äußerte mehrere Ideen, wie mit der Situation umzugehen sei. Im November 2012 gab das Forschungszentrum nach erheblichen Protesten die Absicht vorerst auf, die 152 Castoren mit abgebrannten AVR-Brennelementen in das Zwischenlager in Ahaus zu transportieren. Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des unerlaubten Umgangs mit Kernbrennstoffen in Zusammenhang mit den AVR-Castoren.
Der Betreiber favourisiert nun den Export des Atommülls in die USA. Dieses Vorhaben ist besonders umstritten: Per Gesetz ist die Ausfuhr von Atommüll aus einem AKW nämlich verboten. Durch einen Trick wollen die Betreiber es dennoch ermöglichen: Sie deklarieren den AVR zu einem „Forschungsreaktor“ um. Der Atomversuchsreaktor wurde aber (wenn auch zu Forschungszwecken) zur Stromproduktion eingesetzt - und eben nicht wie die deutschen „Forschungsreaktoren“ etwa zur Herstellung von Neutronen. Damit ist der geplante USA-Export, gegen den auch Atomkraftgegner*innen in Amerika mobilisieren, illegal.
Stattdessen muss in Jülich eine neue Lagerhalle gebaut werden, die größtmöglichen Sicherheitsstandarts entspricht.
Transmutationsforschung
In Zusammenarbeit mit der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und der Firma Siemens wird in Jülich an der Transmutation geforscht. Die Idee dahinter: Die Lebensdauer radioaktiver Abfälle soll in einem Reaktor verkürzt werden, damit eine vermeintliche „Lösung“ für den Atommüll geschaffen - und der Weiterbetrieb der Atommeiler gerechtfertigt werden.
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