Forschungszentrum Karlsruhe

Forschungszentrum
Forschungszentrum Karlsruhe
Foto: Willy Pragher / Landesarchiv Baden Württemberg / Staatsarchiv Freiburg
Status:
Abriss läuft
Standort:
Karlsruhe
Kategorie:
Forschungszentrum

Das Forschungszentrum in Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe war einst einer der größten Atomstandorte Deutschlands, wo neben mehreren Forschungsreaktoren auch eine Wiederaufarbeitungsanlage betrieben wurde.

Bis heute radioaktiv: Wappen Eggenstein Leopoldshafen
Radioaktiv: Wappen v. Eggenstein Leopoldshafen

Karlsruhe hat eine lange Atom-Tradition. Das Forschungszentrum KIT wurde 1956 durch den damaligen Bundesminister für Atomfragen, Franz Josef Strauß, als Reaktorbau- und Betriebsgesellschaft mbH in der zu Karlsruhe gehörenden Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen gegründet.

Auf dem Gelände wurden Forschungsreaktoren gebaut, unter anderem der seit 1981 stillgelegte „Forschungsreaktor 2“, ein in Deutschland entwickelter Schwerwasserreaktor. Es folgte der „Mehrzweckforschungsreaktor Karlsruhe“ sowie der Brutreaktor-Prototyp KNK. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt des Forschungszentrums lag zudem in der Entwicklung eines Verfahrens für die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen. Dafür wurde die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe gebaut, in der „im kleinen Maßstab“ Atommüll-Aufarbeitung erprobt wurde. Dafür wurde reichlich Atommüll nach Karlsruhe gebracht. In weiterentwickelter Form sollte die Technik in der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf zum Einsatz kommen - die Fabrik wurde nach massiven Protesten nie gebaut.

Seit 1991 sind alle Reaktoren am Standort Karlsruhe abgeschaltet. Das KIT änderte dann seine Schwerpunkte, heute wird u.a. zu erneuerbaren Energien geforscht.  Was aber bleibt sind nur teilweise zurückgebaute Reaktor-Ruinen und mehrere Atommüll-Lager.

„Herz und Hirn der deutschen/europäischen Atomforschung“

Im Fokus aktueller Proteste steht das „Europäisches Institut für Transurane“ (ITU), auch „Joint Research Centre Karlsruhe“ (JRC), auf dem Gelände des Forschungszentrum. Das Land Baden-Württemberg hat einer 40-Millionen Euro teuren Erweiterung des ITU zugestimmt. In einem Mediationsverfahren stimmte das ITU zu, nicht an Atomreaktoren der so genannten vierten Generation zu arbeiten.

Das ITU erhielt dafür 2012 eine Umgangsgenehmigung für 80 Kilo Plutonium in allen Aggregatzuständen, 825 kg Uran, 450 kg Thorium und dazu viele andere Nuklide in kleineren Mengen.

Während Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen hat, werde dort „immer noch ungebremste Atomforschung“ betrieben, kritisiert die Initiative Anti-Atom Karlsruhe. Von der EU finanziert arbeite das ITU an „neuen Brennelementen“ für Reaktoren der 4. Generation.

„In Wahrheit geht es auch um Thorium-Flüssigsalzreaktoren“, weiß Dr. Rainer Moormann, ehemaliger Mitarbeiter am Forschungszentrum Jülich und Experte für Reaktorsicherheit. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit werde an dieser Technologien gearbeitet, die geeignet ist, aus Thorium das waffenfähige Uran-233 herzustellen. Das Weiterverbreitungsrisiko von Atomwaffen (Proliferation) würde mit diesen Reaktoren enorm ansteigen.

Laut Moormann forscht man in Karlsruhe aber auch an kleinen mobilen Atomreaktoren (Small Modular  Reactors-SMR), die vor allem an Entwicklungsländer verkauft werden sollen. Dezentral soll dort Strom und Prozesswärme geliefert werden.

„Unvorstellbar, wenn dieses Szenarium Realität wird und diese Technologie unkontrollierbar bald auch kleine oder massiv terrorgefährdete Staaten zu Atommächten aufsteigen lässt“, warnt Moormann.

Mitspielen im Kreise der großen Atommächte

Durch die Arbeiten in Karlsruhe, die weltweite Bedeutung haben, will Deutschland im Kreis der großen Atommächte weiter mitspielen. Dabei wird mit den Flüssigsalzreaktoren eine der gefährlichsten zivilen Technologien unterstützt, die je entwickelt wurden.

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