Verharmlosende Informationspolitik in Zeiten des Atomausstiegs. Hintergrund zum Brand im AKW Cattenom

19.06.2013 | Redaktion

Im Bundestagswahlkampf, in denen das Thema Atomkraft bzw. der Weiterbetrieb von neun Reaktoren für fast alle Parteien vom Tisch ist – wenn überhaupt geht es um Energiewende – zeigt die jüngste Panne im AKW Cattenom vor zehnt Tagen: Das Atom-Risiko besteht weiterhin, an der Informationspolitik hat sich nichts geändert. Das Beispiel erinnert fatal an den Brand im AKW Krümmel, der für den Betreiber Vattenfall schließlich zum Kommunikationsdesaster wurde und zum Abschalten des Pannenmeilers führte.

Wir veröffentlichen hier die Bewertung des Dipl. Ing. Dieter Majer, Ministerialdirigent a.D. und bis Juni 2011 Leiter der Unterabteilung für Sicherheit in kerntechnischen Einrichtungen im Bundesumweltministerium, der für .ausgestrahlt die gutachterliche Stellungnahme zum AKW Brokdorf verfasste.

Atomsicherheits-Experte Majer: Verharmlosende Bewertung

Laut Majer handelt es sich bei der Information durch den Betreiber EDF eindeutig um eine verharmlosende Bewertung des Brandes in Cattenom und um eine bewusste Täuschung der Öffentlichkeit. Nach seinen Informationen geriet der Haupttransformator in Brand. Durch diesen Brand wurde der Reaktor vom Netz getrennt. Die für die Kühlung des Reaktors erforderlichen Kühleinrichtungen konnten deshalb nicht mehr vom Netz mit Strom bespeist werden. Der Reaktor war für einen sicheren Kühlbetrieb auf andere Stromquellen angewiesen, was immer eine erhöhte Störfall- oder Unfallwahrscheinlichkeit bedeutet. Damit war der Transformatorbrand unter Sicherheitsgesichtspunkten kein unbedeutsames Ereignis. Ob bei der Schnellabschaltung wirklich keine unvorhergesehenen Reaktorzustände eingetreten waren, lässt sich nur beurteilen, wenn der genaue Störfallablauf bekannt wird. Diesen bekanntzugeben, dürfte EDF und ASN (die französische Atomaufsichtsbehörde) nicht bereit sein. Im übrigen deutet der Brand im Transformator darauf hin, dass der Transformator schlecht gewartet wurde. Ölverschmutzungen führen in Verbindung mit elektrischen Lichtbögen zu solchen Bränden.

Im Jahr 2007 trat beim Atomkraftwerk Krümmel ein ähnlicher Brand auf. Von Majer damals durchgeführte Untersuchungen ergaben, dass es erhebliche sicherheitstechnische Probleme beim Abfahren des Reaktors aufgrund des Brandes kam. Das Atomkraftwerk Krümmel wurde nicht zuletzt wegen dieser Brandfolgen endgültig abgeschaltet.

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