Drei neue Studien: grenznahe AKW unsicher

22.09.2013 | Matthias Weyland

In fremden Gefilden wildern reicht aber nicht aus.

Zwei neue Studien des Öko-Instituts im Auftrag des baden-württembergischen Umweltministeriums bescheinigen den grenznahen Atomanlagen Fessenheim in Frankreich und Beznau in der Schweiz mangelnde Sicherheit. Dies hat nach einem Bericht der TAZ auch gleich eine deutsch-französische Kontroverse ausgelöst. Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN wies demnach auf der Sitzung der lokalen Informationskommission in Colmar die Kritik des Gutachtens zurück. Das Gutachten bemängelt für das älteste AKW Frankreichs – Fessenheim ist seit 1977 in Betrieb – Sicherheitsmängel beim Schutz vor Erdbeben, Überschwemmungen oder bei der Versorgung mit Elektrizität und Kühlwasser. Hier das Gutachten zu Fessenheim (PDF-Dokument) sowie die dazugehörige Pressemeldung des Ökoinstituts.

Ein kleines Geschmäckle bleibt bei der inhaltlich im vollen Umfang unterstützenswerten Aussage allerdings. Denn das Grün geführte Umweltministerium im Ländle hätte hinreichend Baustellen unmittelbar vor der Haustür, bei denen atompolitischer Handlungsbedarf besteht. Sicherheitsrelevante Nachforderungen sollten beispielsweise dringend beim gefährlichen Reaktor Philippsburg 2 eingefordert werden. Dieser ist u.a. nur mangelhaft gegen Flugzeugabstürze geschützt (Die Schwachstellen beleuchtet ausführlich folgender Flyer des BUND). Und auch das AKW Neckarwestheim 2, das auf geologisch instabilem Untergrund gebaut ist (mehr dazu hier), gehört sofort abgeschaltet. Zu guter Letzt hebt sich die grün-rote Landesregierung beim Rückbau des Uralt-Meilers in Obrigheim auch nicht gerade mit Ruhm hervor – vgl. folgenden Blogbeitrag. In fremden Gefilden wildern ist eben meistens einfacher, reicht aber nicht aus…

Ende August ist außerdem ein Gutachten zu Sicherheitsbedenken beim AKW Temelín in Tschechien veröffentlicht worden. Der Spiegel berichtete über das Gutachten des ehemaligen technischen Leiters der deutschen Atomaufsicht im Bundesumweltministerium, Dieter Majer, das grundsätzliche Zweifel an dem Qualitätsnachweis der Schweißarbeiten am Reaktordruckbehälter bestätigt. Die gutachterliche Kurzstellungnahme war im Auftrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen erstellt worden.

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Matthias Weyland

Matthias Weyland, Jahrgang 1979, ist seit 2006 bei .ausgestrahlt dabei. Beim BUND Baden-Württemberg, für den er bis Ende 2012 arbeitete, kämpfte er unter anderem für die Energiewende und gegen den Bau eines weiteren klimaschädlichen Kohlekraftwerks in Mannheim. Seit 2013 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt.

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