Pressemitteilung

17. Dezember 2021
Gemeinsame Pressemitteilung von .ausgestrahlt und Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner*Innen im Emsland

AKW Emsland: Risssuche mit Augen zu

Unvollständige Kontrollen im AKW Emsland: Niedersächsische Atomaufsicht ignoriert Betriebserfahrungen aus dem baugleichen AKW Neckarwestheim II. Sind in Lingen längst weitere Risse unbemerkt entstanden?

Die niedersächsische Atomaufsicht nimmt mit halbherzigen Kontrollen das unbemerkte Entstehen gefährlicher Risse im AKW Emsland billigend in Kauf. Zu diesem Schluss kommen die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt und das „Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland“ nach Analyse der jüngsten Rissuntersuchungen am baugleichen AKW Neckarwestheim II. Die unvorhersehbar schnell wachsenden Risse treten dort demnach auch an Rohrabschnitten auf, die im AKW Emsland in den vergangenen Jahren gar nicht auf Risse kontrolliert wurden.

Armin Simon (.ausgestrahlt) und Alexander Vent (AgiEL) kommentieren:

Es besteht die konkrete Gefahr, dass an den nicht kontrollierten Rohrabschnitten im AKW Emsland weitere Risse entstanden sind. RWE muss sofort alle Dampferzeuger-Heizrohre vollständig überprüfen – insbesondere auch die bisher nicht untersuchten ‚kalten‘ Rohrenden (‚cold leg‘). Die Annahme von RWE, dass dort keine Risse zu befürchten seien, ist nach den Erkenntnissen aus Neckarwestheim falsch. Die niedersächsische Atomaufsicht darf die ‚Augen zu‘-Strategie von RWE bei der Risssuche nicht länger dulden. Umweltminister Olaf Lies muss den Reaktor umgehend bis zur vollständigen Überprüfung aller Rohre stilllegen.“

Hintergrund:
Im AKW Neckarwestheim bei Stuttgart werden seit 2018 jedes Jahr neue Risse an den dünnwandigen, vom heißen Reaktorwasser durchströmten Dampferzeuger-Heizrohren nachgewiesen. Schon der Bruch nur eines einzigen der mehr als 16.000 Rohre wäre ein schwer zu beherrschender Kühlmittelverlust-Störfall. Unter ungünstigen Umständen könnte er sich bis zur Kernschmelze ausweiten. Betroffene Rohre müssen daher sofort verstopft und stabilisiert werden.
In der Folge der Rissfunde in Neckarwestheim wurden 2019 und 2020 auch Dampferzeuger-Heizrohre im baugleichen AKW Emsland überprüft, das von RWE betrieben wird. RWE beschränkte die Untersuchungen allerdings in zweierlei Hinsicht. Erstens ließ der Betreiber überhaupt nur 40 Prozent der Rohre im AKW Emsland durchleuchten. Zweitens untersuchte er auch an diesen jeweils nur ein kleines Teilstück an einem der beiden Rohrenden, dem sogenannten „heißen Ende“ („hot leg“).

.ausgestrahlt und AgiEL kritisierten dies schon 2019 als unzureichend, vgl. etwa https://www.ausgestrahlt.de/presse/uebersicht/risse-im-akw-lingenemsland-atomaufsicht-missachtet/ . Die niedersächsische Atomaufsicht billigte das Vorgehen von RWE trotzdem – mit der Begründung, dass die Risse in Neckarwestheim stets nur am „heißen Ende“ der U-förmigen Rohre aufgetreten seien.

Die jüngsten Prüfergebnisse aus Neckarwestheim widerlegen diese Annahme allerdings deutlich. Denn anders als von RWE und dem niedersächsischen Umweltministerium unterstellt, wurden in Neckarwestheim jetzt auch Risse am sogenannten „kalten Ende“ („cold leg“) der Rohre nachgewiesen. Diese Rohrenden wurden bei den Sonderprüfungen im AKW Emsland 2019 und 2020 überhaupt nicht auf die gefährliche Spannungsrisskorrosion überprüft.

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.ausgestrahlt
Armin Simon
Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner*Innen im Emsland
Alexander Vent
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