Pressemitteilung

10. April 2014
Pressemitteilung von .ausgestrahlt

AKW-Katastrophenschutz in der Zwickmühle

Strahlenschutzkommission gesteht ein, dass notwendige Evakuierungen nach Reaktorunfall nicht durchführbar sind / .ausgestrahlt kritisiert hohen Eingreifwert für Evakuierungen

Die Strahlenschutzkommission des Bundes (SSK) räumt ein, dass es bei einem Super-GAU in einem Atomkraftwerk nicht möglich ist, alle Menschen, die evakuiert werden müssten, in der notwendigen Zeit an sichere Orte zu bringen. Laut dem Expertengremium kommt es zu einem Spannungsfeld zwischen notwendigem Schutz der Bevölkerung und der Durchführbarkeit von Evakuierungsmaßnahmen. Notwendig wäre aus Strahlenschutz-Gründen die schnelle Evakuierung großer Gebiete. Praktisch durchführbar ist aber in 24 Stunden nur eine Evakuierung von Sektoren in Windrichtung im 20 km-Radius.

In der neuen Empfehlung der SSK „Planungsgebiete für den Notfallschutz in der Umgebung von Kernkraftwerken“ ist zu lesen: „Die Planungsgebiete einschließlich der vorgesehenen Maßnahmen sind so zu planen, dass Schutzmaßnahmen ihre bestmögliche Wirksamkeit entfalten können. Dazu gehört, dass die Größe der einzelnen Planungsgebiete mit Blick auf die durchzuführenden Maßnahmen überschaubar sein muss. Werden Planungsgebiete sehr groß dimensioniert, dann besteht die Gefahr, dass die den radiologischen Belastungen angemessene Priorität nicht sichergestellt werden kann. Wählt man Gebiete für eine schnelle Evakuierung sehr groß, dann könnte die gleichzeitige Evakuierung einer großen Personenanzahl die Evakuierung der am stärksten gefährdeten Personen im Nahbereich der Anlage so behindern, dass die radiologischen Schutzziele nicht erreicht werden könnten."

Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt: „Die Überlegungen der Strahlenschutzkommission bedeuten unterm Strich, dass diejenigen, die hoher Strahlung ausgesetzt wären, nur dann gerettet werden können, wenn viele andere einer zwar niedrigeren aber immer noch gefährlichen Strahlung ausgesetzt werden.

Es ist fatal, dass die Strahlenschutzkommission den Eingreifwert für Evakuierungen nicht senken will. Er liegt derzeit bei 100 Millisievert pro Woche für Atomunfälle. In Fukushima ist bereits bei 20 Millisievert evakuiert worden, in Tschernobyl bei 10 Millisievert evakuiert und bei 5 Millisievert umgesiedelt worden.

Der Katastrophenschutz kommt angesichts der Gefahren von Atomkraftwerken an seine Grenzen. Besser als die Gefährdung tausender Menschen ist die Stilllegung der AKW – nicht 2022, sondern jetzt.“

Die Strahlenschutzkommission will auf ihrer Sitzung heute und morgen den Evakuierungsgrenzwert in den bisher noch nicht aktualisierten "Radiologischen Grundlagen" festklopfen.

 

.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation, die AtomkraftgegnerInnen darin unterstützt, aus ihrer Haltung öffentlichen Protest zu machen.


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