Pressemitteilung

22. Oktober 2018
Pressemitteilung von .ausgestrahlt

Risse im AKW Neckarwestheim gefährlicher als bisher bekannt

Schon mehr als 100 beschädigte Dampferzeugerheizrohre / Gegenmaßnahmen haben versagt / Rohrwände stellenweise nur noch 0,1 Millimeter dick

Zu der großen Anzahl neu entdeckter Risse im AKW Neckarwestheim‑2 erklärt Matthias Weyland von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

„Nicht ‚einzelne‘, wie von EnBW verkündet, sondern mehr als 100 Dampferzeugerheizrohre des AKW Neckarwestheim‑2 weisen nach Informationen der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt gravierende Schäden auf. Die erst jetzt bei Untersuchungen entdeckten Risse verlaufen ringförmig um die Rohre. Die Gefahr, dass derart beschädigte Rohre abreißen, ist besonders groß – zumal es sich offenbar um schnell voranschreitende Spannungsrisskorrosion handelt. Die normalerweise 1,2 Millimeter dicken Rohrwände sind stellenweise nur noch 0,1 Millimeter stark. Dass es in Neckarwestheim‑2 bislang nicht zu einem Heizrohrbruch und damit Störfall kam, ist bloßes Glück.

Schon vor einem Jahr sind im AKW Neckarwestheim‑2 punkt- und muldenförmige Vertiefungen an zahlreichen Dampferzeugerheizrohren festgestellt worden. Mehr als ein Dutzend Heizrohre musste damals außer Betrieb genommen werden. Lochkorrosion als mutmaßliche Ursache der Schäden schloss die Atomaufsicht kategorisch aus – und ließ den Reaktor wieder ans Netz. Nun zeigt sich:
1. Die Annahme, Lochkorrosion an Dampferzeugerheizrohren sei aus physikalisch-chemischen Gründen unmöglich, war falsch: Bei den punkt- und muldenförmigen Schäden handelt es sich offensichtlich doch um Lochkorrosion.
2. Die ergriffenen Gegenmaßnahmen waren erfolglos: Damals schon festgestellte punkt- und muldenförmigen Schäden haben sich verschlimmert.
3. Es gibt einen weiteren Schadensmechanismus, den weder Betreiber EnBW noch die Aufsichtsbehörde zunächst erkannt hatten: die vermutlich durch Spannungsrisskorrosion verursachten oben genannten umlaufenden rissförmigen Vertiefungen.

EnBW und das baden-württembergische Umweltministerium haben das Ausmaß der Schäden im AKW Neckarwestheim‑2 deutlich unterschätzt. Die Heizrohre in den Dampferzeugern gehören zum radioaktiven Primärkreislauf des Reaktors und müssen im Betrieb einem Druckunterschied von 80 bar standhalten. Ein Dampferzeugerheizrohrleck (DEHL) ist ein Störfall, der sich nach Ansicht von Reaktorexperten unter bestimmten Umständen sogar zu einem Super-GAU ausweiten kann.

Solange nicht sicher ausgeschlossen werden kann, dass es zu weiteren Rissen im Reaktor kommt, darf das AKW Neckarwestheim‑2 nicht wieder ans Netz gehen.“


HINWEIS

Mehr Informationen zu den Heizrohrschäden im AKW Neckarwestheim‑2 und zu der bei einem Heizrohrleck unter Umständen drohenden unkontrollierbaren Kettenreaktion im Reaktor finden Sie auf Seite 12/13 im druckfrischen .ausgestrahlt-Magazin Nr. 41, das Sie als PDF hier herunterladen können:
ausgestrahlt.de/media/mag41_WEB.pdf

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