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Die aktuelle Situation am AKW Saporischschja

Die Lage rund um das AKW Saporischschja im Südosten der Ukraine ist instabil und gefährlich. Das Kraftwerk ist seit März 2022 von russischen Truppen besetzt und wird immer wieder Schauplatz von Kampfhandlungen. Die Entwicklungen von September 2022 bis Januar 2024 im Überblick

 

.ausgestrahlt stellt diesen Ticker vorerst ein, um sich noch intensiver mit anderen wichtigen Atom-Themen beschäftigen zu können. Dazu gehört auch der geplante Einstieg des russischen Staatskonzerns Rosatom bei der Brennelementefabrik in Lingen. Rosatom war und ist an der Besetzung des AKW Saporischschja aktiv beteiligt.

Die Entscheidung, den Ticker einzustellen, bedeutet leider nicht, dass die Situation in Saporischschja unter Kontrolle wäre. Acht Mal fiel die externe Stromversorgung des größten europäischen AKW zwischen Kriegsbeginn und März 2024 aus, immer wieder steht sie auf Messers Schneide. Zwar sind alle Reaktoren seit September 2022 abgeschaltet. Dennoch braucht das Kraftwerk weiterhin Strom, um die Reaktoren zu kühlen und andere Sicherheitsfunktionen sicherzustellen. Auch ein erneuter direkter Angriff auf das Atomkraftwerk, das sich direkt an der südukrainischen Front befindet, stellt immer noch eine große Gefahr dar, ebenso wie ein möglicherweise geplantes Wiederanfahren der Reaktoren.

Zwar bleibt inzwischen bei einem Ausfall der externen Stromversorgung mehr Zeit, um zu reagieren. Andererseits warnte unter anderem Oleg Dudar [Video, ab 04:40], der ehemalige Cheftechniker des AKW Saporischschja, dass immer weniger qualifiziertes Personal vor Ort sei, um im Notfall schnell angemessen reagieren zu können. Auch Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO, zeigt sich immer wieder extrem besorgt über die „sehr prekäre“ Situation an dem Atomkraftwerk.

In einem Quarks-Video vom Sommer 2023 erläutert Wissenschaftsjournalistin Lisa Weitemeier die Situation am AKW Saporischschja, die sich seitdem (Stand März 2024) nicht grundlegend verändert hat. Aktuelle Ereignisse am AKW Saporischschja kannst Du zum Beispiel im Ticker der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) weiterverfolgen. Detaillierte Informationen auf Englisch findest Du in den Pressemitteilungen der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO, deren Fachleute vor Ort die Lage beobachten.

Auch .ausgestrahlt hat weiter im Blick, wie sich die Situation am AKW Saporischschja entwickelt.

26. Januar 2024: AKW Saporischschja Thema im Sicherheitsrat

Das AKW Saporischschja ist zum inzwischen sechsten Mal seit Kriegsbeginn Thema im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Als nach wie vor äußerst prekär bezeichnet Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), die Situation der nuklearen Sicherheit. Die Gefahr eines schweren Unfalls sei „sehr real“. Er warnte davor, die aktuelle Situation als gegeben hinzunehmen: „Ein nuklearer Unfall hat sich bisher nicht ereignet. Das ist wahr. Aber Selbstgefälligkeit könnte uns immer noch in eine Tragödie führen. Das darf nicht passieren. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um das Risiko eines solchen Unfalls zu minimieren“, sagte er.

Trotz des fortdauernden Krieges denkt die Ukraine in Sachen Energieversorgung jedoch nicht um. Energieminister Herman Halutschenko bekräftigte noch einmal, dass neue AKW in Planung seien – vorgeblich um den Verlust von Saporischschja zu kompensieren. Entsprechende Pläne gab es allerdings schon vor dem Krieg. Vier neue Reaktoren sollen am AKW Chmelnyzkyj in der Westukraine entstehen, wo bereits zwei Reaktoren stehen. Zwei der neuen Reaktoren will die Ukraine mit Bauteilen aus russischer Produktion bauen, die man Bulgarien abkaufen will. Einen Vertrag über die beiden anderen Reaktoren haben die Ukraine und die US-Firma Westinghouse bereits 2021 geschlossen.

Quellen: IAEO, Süddeutsche Zeitung, taz

3. Januar 2024: Zugang zu Turbinenhallen am AKW Saporischschja verweigert

Seit zwei Wochen dürfen die Expert*innen der IAEO vor Ort die Reaktorhallen der Blöcke 1, 2 und 6 nicht mehr betreten. Dort befinden sich die Reaktorkerne und abgebrannte Brennelemente. Es ist das erste Mal, dass die IAEO-Expert*innen keinen Zugang zu einer Reaktorhalle eines kalt abgeschalteten Blocks erhalten haben. Auch der Zugang zu anderen Teilen der Turbinenhallen ist weiterhin eingeschränkt. Außerdem warten die Expert*innen immer noch auf den für den 19. Dezember geplanten Zugang zu den Reaktordächern, der aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht stattfand.

Bei einer Begehung der Sicherheitssystemräume von Block 6 am 22. Dezember fanden die IAEO-Experten Borsäureablagerungen an Ventilen, einer Pumpe und auf den Böden mehrerer Räume im Containment-Gebäude. Das Leck, das sich nach Angaben der russischen Besatzer*innen an einem Borsäure-Lagertanks befindet, soll erst im Rahmen der geplanten Wartung des betroffenen Systems repariert werden. Diese Art von Ereignis erfordert jedoch eine schnelle Untersuchung und Reaktion seitens des Betreibers, um potenziell schwerwiegendere Sicherheitsauswirkungen zu verhindern. Der angekündigte Wartungsplan für 2024 wurde bis heute nicht vorgelegt.

Auch andere Atomanlagen in der Ukraine geraten immer wieder in die Schusslinie. Am 29. Dezember flog ein Marschflugkörper in der Nähe des AKW Riwne und Raketen und Drohnen haben die Region überflogen, in der sich das AKW Südukraine befindet.

Quelle: IAEO

15. Dezember 2023: Reserveleitung vorerst wiederhergestellt

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist wieder an seine einzige verbliebene Reservestromleitung angeschlossen, die vor zwei Wochen ausgefallen war. Die Stromversorgung des Standorts ist jedoch nach wie vor gefährdet und anfällig für weitere Unterbrechungen, so der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Mariano Grossi.

Seit Kriegsbeginn sind häufige Stromausfälle Anlass zu ernster Sorge um die Sicherheit des größten europäischen Atomkraftwerks, da es Strom zur Kühlung seiner Reaktoren und für andere wichtige Funktionen benötigt, obwohl alle Blöcke abgeschaltet sind. Anfang des Monats war das AKW zum achten Mal vollständig vom Stromnetz getrennt.

Quelle: IAEO

7. Dezember 2023: Keine Reserveleitung zum AKW Saporischschja

Die Stromversorgung des Atomkraftwerks Saporischschja ist seit Tagen von einer einzigen Stromleitung abhängig. Damit sind die Kühlung der Reaktoren und andere wichtige Sicherheitsfunktionen in Gefahr.

Nachdem das AKW am Samstag aufgrund von Ereignissen in 100 Kilometern Entfernung vom AKW vollständig von der externen Stromversorgung getrennt war, war das Kraftwerk vorübergehend auf Dieselgeneratoren angewiesen. Erst nach fünf Stunden konnte die Verbindung zur letzten verbleibenden Hauptstromleitung wiederhergestellt werden. Seitdem war es nicht möglich, auch die Reserveleitung wieder zu reparieren. Vor dem Krieg verfügte das AKW über vier Hauptstromleitungen und mehrere Ausweichmöglichkeiten.

Die wiederholten Ausfälle der Stromversorgung des Kraftwerks gehören zu den größten Gefahren für die nukleare Sicherheit und die Sicherung des AKW.

Quelle: IAEO

6. Dezember 2023: Ukraine verlängert Laufzeit eines Blocks im AKW Südukraine

Die Ukraine hat die Laufzeit eines Reaktors im Atomkraftwerk Südukraine um zehn Jahre bis Dezember 2033 verlängert. Trotz der prekären Situation der ukrainischen Atomkraftwerke im Krieg hält das Land an der Atomkraft fest und plant sogar den Bau neuer AKW.

Quelle: Handelsblatt

2. Dezember 2023: Stromausfall im AKW Saporischschja

In dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben erneut vorübergehend der Strom ausgefallen. In der Nacht zu Samstag sei die letzte noch funktionierende Stromleitung unterbrochen worden, teilt das ukrainische Energieministerium auf Telegram mit.

Bis zur Reparatur der Leitung knapp fünf Stunden später sei das AKW über Notstromaggregate versorgt worden. Es habe sich um den achten derartigen Blackout gehandelt. „Er hätte zu einer Atomkatastrophe führen können“, so das Ministerium. Die seit März 2022 von Russland besetzte Anlage produziert keinen Strom mehr, benötigt aber selbst Elektrizität zur Reaktorkühlung.

Quellen: TAZ

22. November 2023: Bor in Sekundärkreislauf von Reaktor 5 gefunden

Block 5 des Atomkraftwerks Saporischschja wird für Wartungszwecke in die Kaltabschaltung überführt. Die russischen Besatzer*innen wollen untersuchen, wie dort Bor in den Sekundärkühlkreislauf gelangte. Borhaltiges Wasser kommt im Primärkreislauf zum Einsatz, um die Reaktivität zu regulieren.  Nach Angaben der Betrieber*innen liegen die Borwerte im Sekundärkreislauf unter dem Grenzwert. Radioaktivität sei dort nicht gemessen worden. Block 4 bleibt unterdessen in der Heißabschaltung. In Block 6 gab es einen Stromausfall, den die IAEO-Experten vor Ort derzeit untersuchen. Die ukrainische Atomaufsicht fordert die Überführung aller sechs Reaktoren in den kalten Shutdown und kritisiert das russische Personal wegen „stümperhafter Arbeit“.

Quelle: heise.de

​3. November 2023: Kampfhandlungen nahe AKW Saporischschja

Die Stadt Nikopol, die gegenüber vom AKW Saporischschja auf der anderen Seite des Flusses Dnipro liegt, wird beschossen. Außerdem wird das Team der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) vor Ort informiert, dass im November eine Notfallübung stattfinden soll. Es wäre die erste seit Kriegsbeginn.

Quellen: Handelsblatt, IAEO

25. Oktober 2023: Explosionen nahe AKW Chmelnizkij

Starke Explosionen erschüttern in der Nacht ein Gebiet in der Nähe des Atomkraftwerks Chmelnizkij in der Westukraine. Offenbar werden zwei Drohnen in einer Entfernung von etwa fünf bzw. 20 Kilometern von der Anlage abgeschossen. Die Explosionen beeinträchtigen weder den Betrieb des AKW noch seinen Anschluss an das nationale Stromnetz. Allerdings beschädigen die Schockwellen die Fenster mehrerer Gebäude auf dem Gelände und unterbrechen vorübergehend die Stromzufuhr zu einigen Strahlungsüberwachungsstationen außerhalb des Geländes. Dies verdeutliche einmal mehr die Gefahren für die nukleare Sicherheit während des andauernden militärischen Konflikts, so der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Mariano Grossi. „Die Tatsache, dass zahlreiche Fenster an der Anlage zerstört wurden, zeigt, wie knapp es war. Das nächste Mal haben wir vielleicht nicht so viel Glück.“

Das AKW Chmelnizkij verfügt über zwei Reaktoren, von denen einer in Betrieb und der andere seit Anfang August in geplantem Stillstand ist.

Quelle: IAEO

20. Oktober 2023: Zweiter Reaktor in Heißabschaltung

Im Atomkraftwerk Saporischschja wird am 16. Oktober ein weiterer Reaktor in den Zustand der Heißabschaltung versetzt. Damit sind aktuell die Blöcke 4 und 5 in diesem Betriebszustand. Das bedeutet, dass sie Dampf produzieren, der zur Aufbereitung flüssiger radioaktiver Abfälle und andere sicherheitsrelevante Funktionen nötig ist. Außerdem werden mobile Dieselkessel in Betrieb genommen, um im Winter mehr Wärme zu erzeugen, auch für die nahe gelegene Stadt Enerhodar. Vier der neun Kessel auf dem Gelände sind bereits in Betrieb. Weitere 60 Kessel stehen am Heizkraftwerk Enerhodar sowie weiteren Standorten in der Stadt.

Schon im Juni ordnete die staatliche ukrainische Atomaufsicht SNRIU an, alle sechs Reaktoren in den Zustand der Kaltabschaltung zu versetzen. Seitdem fordert die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO, eine alternative Quelle für die Dampferzeugung zu nutzen. Nun wurden die IAEO-Experten vor Ort informiert, dass das Kraftwerk einen externen Dampferzeuger bestellt hat. Bis dieser seine Arbeit aufnehmen kann, werden jedoch noch einige Monate vergehen.

Quelle: IAEO

29. September 2023: IAEA-Mitgliedsstaaten fordern Rückzug aus AKW Saporischschja

Russland soll sich sofort aus dem besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja zurückzuziehen.  Das forderten die Mitgliedstaaten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in einer Resolution, die sie bei ihrer jährlichen Generalkonferenz der IAEA in Wien verabschiedeten. Die Soldaten müssten abziehen und die Anlage wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht werden, hieß es darin weiter. Außerdem müsse die IAEA sofort Zugang zu allen Bereichen der Anlage erhalten.

Quelle: FAZ

29. September 2023: Greenpeace deckt auf, wie Russland das AKW Saporischschja im Krieg nutzt

Laut einem Bericht des britischen Aufklärungsdienstes McKenzie im Auftrag von Greenpeace nutzt das russische Militär die besetzte Atomanlage in Saproischschja dazu, in deren Nähe Raketen abzufeuern. Die internationale Atomenergiebehörde IAEA, deren Vertreter*innen vor Ort sind, hat dazu aber bisher nichts berichtet. Greenpeace fordert deshalb eine Überprüfung der Berichterstattung der IAEA.
Außerdem fordert Greenpeace Sanktionen gegen den russischen Atomkonzern Rosatom, der an der Besetzung des AKWs Saporischschja beteiligt ist.

Quelle: Greenpeace

20. September 2023: Bürgermeister warnt vor einer Katastrophe

Dmytro Orlow, der Bürgermeister der von russischen Soldaten besetzten ukrainischen Stadt Enerhodar, wo das AKW Saporischschja steht, warnt vor wachsenden Risiken: "Das Kraftwerk muss nun von außen versorgt werden und allein seit September gab es sechs Zwischenfälle, bei denen die Stromversorgung unterbrochen wurde. In den 40 Jahren zuvor gab es keinen einzigen."

Dazu käme der Mangel an qualifizierten Fachkräften, die die Reaktoren betreuen, und drohende Kühlwasser-Probleme durch die Zerstörung des Staudamms. All das erhöhe die Gefahr einer technischen Katastrophe. Allerdings haben nach einem aktuellen Bericht der IAEA russische Kräfte die Kühlwasserversorgung größtenteils wiederhergestellt und auch neue Grundwasserbrunnen gebaut.

Quellen: ZDF NachrichtenFocus

8. September 2023: Vermehrt Explosionen nahe AKW Saporischschja

Die Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), die im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja stationiert sind, haben in der vergangenen Woche zahlreiche Explosionen gehört - möglicherweise ein Anzeichen für verstärkte militärische Aktivitäten im Rahmen der ukrainischen Gegenoffensive. Seit vergangenem Samstag hat das IAEO-Team innerhalb von drei Tagen rund zwei Dutzend Explosionen gehört, in den letzten Tagen folgten mehrere weitere. Die Kämpfe finden aktuell offenbar noch in einiger Entfernung statt, die Anlage blieb unbeschädigt.

Unabhängig davon informierte das AKW das IAEO-Team, dass am Morgen des 7. September weitere Drohnenangriffe in der nahe gelegenen Stadt Enerhodar stattgefunden hätten, wo viele Mitarbeiter des Kraftwerks mit ihren Familien leben. Es wurden keine Opfer gemeldet. Die Anzahl der Mitarbeiter am Standort soll in den nächsten Tagen vorübergehend auf ein Minimum reduziert werden, da vermehrt militärische Aktivitäten in der Umgebung befürchtet wurden.

Unterdessen gibt es offenbar vermehrt technische Probleme an den Reaktoren. Am 4. September gab es einen Defekt an einem Rücklaufventil im wichtigen Betriebswassersystem im Reaktorblock 5. Außerdem finden Wartungsarbeiten am Transformator, am Wärmetauscher, an den Notstromdieselaggregaten und weiteren sicherheitsrelevanten Systemen im Block 4 statt. Nach Abschluss dieser Arbeiten wird die Belegschaft den Dampferzeuger, in dem im August ein Wasserleck gefunden wurde, noch einmal abschließend testen.

Das AKW wird noch immer über eine einzige Hauptstromleitung und eine Notstromleitung mit Strom versorgt. Derzeit gibt es keine Informationen über den Stand der Reparaturarbeiten an den beschädigten Stromleitungen außerhalb des Standorts, die durch militärische Konfliktgebiete führen.

Quelle: IAEO

1. September 2023: IAEO seit einem Jahr am AKW Saporischschja

Seit September 2022 sind Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation am AKW Saporischschja, um sich dort ein aktuelles Bild von der Lage zu machen. Anlässlich dieses Jahrestages erinnert Rafael Grossi, Chef der IAEO, an die sieben unverzichtbaren Säulen für die nukleare Sicherheit und Sicherung während eines bewaffneten Konflikts:

1. Die physische Unversehrtheit der Anlagen - ob Reaktoren, Lagerbecken für Brennelemente oder Lager für radioaktive Abfälle - muss aufrechterhalten werden.
2. Alle Sicherheits- und Sicherungssysteme und -einrichtungen müssen jederzeit voll funktionsfähig sein.
3. Das Betriebspersonal muss in der Lage sein, seinen Sicherheits- und Sicherungspflichten nachzukommen und frei von unangemessenem Druck Entscheidungen treffen können.
4. Für alle Nuklearstandorte muss eine gesicherte externe Stromversorgung aus dem Netz vorhanden sein.
5. Es muss ununterbrochene logistische Versorgungsketten und Transporte zu und von den Standorten geben.
6. Es muss wirksame Systeme zur Strahlungsüberwachung vor Ort und außerhalb des Standorts sowie Maßnahmen zur Notfallvorsorge und -reaktion geben.
7. Es muss eine zuverlässige Kommunikation mit der Aufsichtsbehörde und anderen Stellen geben.

Gegen diese sieben Säulen wurde und wird im Ukraine-Krieg immer wieder massiv verstoßen.

Quelle: IAEO

​22. August 2023: Neuer Kühlwasser-Brunnen in Betrieb

Das AKW Saporischschja hat begonnen, Kühlwasser aus einem neu gebohrten Grundwasserbrunnen zu pumpen. In den nächsten Monaten sollen zehn bis zwölf weitere Brunnen entstehen. Sie sollen die Kühlung der sechs Reaktoren langfristig gewährleisten, nachdem der Kachowka-Stausee seit dem Staudamm-Bruch Anfang Juni als Kühlwasser-Reservoir weggefallen ist. Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) verfügt der Standort aktuell über ausreichend Kühlwasser für viele Monate. Trotzdem bleibe die Gesamtsituation in Bezug auf die nukleare Sicherheit und Sicherung prekär, so IAEO-Chef Rafael Grossi. Rund um die Anlage gebe es weiter militärische Aktivitäten, es komme regelmäßig zu Explosionen und Detonationen in der Nähe des AKW.

Das IAEO-Team begeht das Gelände regelmäßig. Dabei fand es zuletzt keinen Sprengstoff auf dem Gelände. Ende Juli hatte das Team Minen zwischen dem Innen- und dem Außenzaun der Anlage gefunden.

Reaktorblock 6 erzeugt seit dem 13. August Prozessdampf, der unter anderem für die Verarbeitung flüssiger radioaktiver Abfälle. Damit ersetzt er den zuvor von Block 4 erzeugten Dampf. Dieser Block wurde in Kaltabschaltung versetzt, weil an einem Dampferzeuger Wasser austrat. Grund war ein Haarriss an einer Schweißnaht. Die IAEO fordert, eine alternative Quelle für Dampf zu installieren, damit alle Reaktoren in die Kaltabschaltung versetzt werden können.

Quelle: IAEO

4. August 2023: Keine Minen auf Dächern der Reaktoren 3 und 4

Keine Sprengstoffe hat die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) gestern auf den Dächern der Reaktoren 3 und 4 und in den Turbinenhallen gefunden. Zuvor hatte sie Zugang zu diesen Bereichen gefordert, weil die Ukraine den russischen Besatzern vorgeworfen hatte, diese Bereiche vermint zu haben. Die IAEO fordert Zugang auch zu den Dächern der anderen Reaktorblöcke.

Quelle: Deutschlandfunk

16. August 2023: Leckage an einem Dampferzeuger

Die IAEO, die ukrainische Betreiberin Energoatom und die russische Betreibergesellschaft berichten, dass Block 4 des AKW Saporischschja am Abend des 10. August vom Zustand der Heißabschaltung in die Kaltabschaltung überführt wurde. Grund hierfür sei eine Leckage, die an einem der vier Dampferzeuger festgestellt wurden. Ersatzweise soll nun Block 6 im Laufe der nächsten drei Tage in die Heißabschaltung überführt werden.

Quelle: IAEO

25. Juli 2023: Minen am AKW Saporischschja entdeckt

Antipersonenminen hat die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) in der Pufferzone zwischen den Barrieren der Innen- und Außengrenzen des AKW-Geländes gefunden. Zu dem nicht öffentlich zugänglichen Bereich hat auch das Personal keinen Zutritt. Nach Einschätzung der IAEO sollte eine Detonation dieser Minen die nuklearen Sicherheits- und Sicherungssysteme des Standorts nicht beeinträchtigen. Trotzdem stünden solche Sprengstoffe auf dem Gelände im Widerspruch zu den Sicherheitsstandards und den Richtlinien zur nuklearen Sicherheit der IAEO und erzeugten zusätzlichen psychologischen Druck auf das Anlagenpersonal. Die IAEO hat weiterhin keinen Zugang zu den Dächern der Reaktoren 3 und 4 und deren Turbinenhallen erhalten.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

12. Juli 2023: Bisher keine Minen in AKW Saporischschja gefunden

Experten der IAEO haben das AKW Saporischschja in den letzten Tagen weiter untersucht, ohne bisher Minen oder Sprengstoff zu finden. Allerdings haben sie noch keinen Zugang zu den Dächern der Reaktorblöcke 3 und 4 erhalten, nachdem kürzlich berichtet wurde, dass dort Sprengstoff deponiert worden sein könnte, so IAEO-Chef Rafael Grossi.

Nach der Zerstörung des flussabwärts gelegenen Kachowka-Damms überwacht das IAEO-Team weiterhin den Wasserstand in den Kühlbecken auf dem Gelände. Der Wasserstand in den beiden wichtigsten Wasserreservoirs auf dem Gelände seien durch Nutzung und Verdunstung täglich um ein bis zwei Zentimeter gesunken. Damit verfüge das AKW weiterhin über ausreichend Wasser für einige Monate.

Außerdem bereitet die Anlage die Umstellung des Reaktorblocks 4 von der Kaltabschaltung auf die Heißabschaltung vor. Danach soll Block 5 für Wartungsarbeiten von der Heißabschaltung in die Kaltabschaltung überführt werden. Die anderen Blöcke bleiben kalt abgeschaltet. Das AKW nutzt den Dampf aus dem jeweils heiß abgeschalteten Reaktorblock unter anderem für die Aufbereitung flüssiger radioaktiver Abfälle.

Quelle: IAEO

6. Juli 2023: Vorbereitungen für den Ernstfall am AKW Saporischschja

Russland und die Ukraine beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, einen Anschlag auf das AKW Saporischschja zu planen. Konkrete Beweise dafür gibt es jedoch nicht. Experten halten einen Anschlag von russischer Seite allerdings für wahrscheinlicher. Für die Ukraine sei es kaum möglich, einen der Atomreaktoren von außen zu sprengen. Die Folgen eines möglichen Unfalls im AKW sind schwer abzuschätzen. Aktuell bereitet sich die Ukraine mit Übungen zur Strahlungsmessung, Dekontaminierung und Evakuierung auf den Ernstfall vor. Außerdem haben die Behörden die Bevölkerung angewiesen, Lebensmittelvorräte anzulegen.

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat bisher keine Minen gefunden, konnte allerdings auch nicht allen Teile der Anlage untersuchen. IAEO-Chef Rafael Grossi fordert den umfassenden Zugang zu allen Teilen der der Anlage, um die „Abwesenheit von Minen oder Sprengstoff“ zu bestätigen.      

Quelle: tagesschau.de, orf.de

29. Juni 2023: Einschätzungen zur Gefahrenlage in Saporischschja

Laut eines ehemaligen Kontrollingenieurs des ukrainischen Atomkraftwerks ist das mutmaßlich verminte Kühlsystem der Reaktoren "resilient genug", um eine Kernschmelze zu verhindern. Eine Deaktivierung der Kühl- und Sicherheitssysteme sei nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Die Ukraine bereitet sich jedoch auf den Fall vor, dass Russland das Kernkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine tatsächlich sprengen sollte. Es gibt inzwischen Pläne zur Evakuierung der Region rund um das AKW.

Quellen: Tagesspiegel (hinter Bezahlschranke), Zeit

27. Juni 2023: Gerüchte um geplante Sprengung des AKW

Die Situation rund um das Atomkraftwerk Saprischschja ist nach wie vor undurchsichtig. Der ukrainische Geheimdienst behauptet, das russische Militär würde eine Sprengung des AKW vorbereiten. Zudem sei angeblich das Kühlbecken vermint worden. Von russischer Seite werden diese Behauptungen heftig dementiert (Außenminister Sergej Lawrow: "völliger Nonsens").

Ohne Kühlung könnte es innerhalb weniger Tage zu einem nuklearen Unfall kommen.

Quelle: Frankfurter Rundschau

21. Juni 2023: Sorge um Kühlbecken in Saporischschja

Die Kühlbecken des Atomkraftwerks Saporischschja sind möglicherweise vermint. Davon geht der ukrainische Militärgeheimdienst GUR nach unbestätigten Berichten aus, ohne allerdings Beweise vorzulegen. Moskau hat auf die Vorwürfe bislang nicht reagiert. Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms, aus dem das Atomkraftwerk sein Kühlwasser pumpt, ist es nun besonders wichtig, dass die Kühlwasserreservoirs auf dem Gelände intakt bleiben. Darauf hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Rafael Grossi, in den vergangenen zwei Wochen immer wieder hingewiesen.

Quelle: Frankfurter Rundschau

7. Juni 2023: Auffüllung der Kühlteiche läuft am AKW Saporischschja

Im AKW Saporischschja werden aktuell die Kühlwasserreserven maximal aufgefüllt, solange dies noch möglich ist, so die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO). Innerhalb von 36 Stunden ist der Wasserstand im Kachowka-Stausee bereits um etwa 2,8 Meter gesunken und lag um 18 Uhr bei 14 Metern. Inzwischen fällt der Pegel aber langsamer. Bei weniger als 12,7 Metern kann das AKW kein Wasser mehr aus dem Stausee zum Standort pumpen. Sind der große Kühlteich neben dem Kraftwerk sowie kleinere Kühlteiche und die angrenzenden Kanäle vollständig gefüllt, können sie das Kraftwerk mehrere Monate lang mit ausreichend Wasser für die Kühlung der sechs Reaktoren und der abgebrannten Brennelemente versorgen. Auch wenn die sechs Reaktoren abgeschaltet sind, benötigen sie weiterhin Kühlwasser, um die Brennelemente zu kühlen und die Freisetzung von Radioaktivität zu verhindern. Fünf der sechs Reaktoren sind kalt abgeschaltet. Ein Block ist weiterhin heiß abgeschaltet.

Quelle: IAEO

6. Juni 2023: Kachowka-Staudamm gesprengt – Auswirkungen auf Kühlwasserversorgung für AKW Saporischschja möglich

Heute morgen ist der Kachowka-Staudamm des Dnipro in der Nähe von Cherson gebrochen. Bis zu 80 Ortschaften flussabwärts könnten betroffen sein, erste Evakuierungen laufen bereits. Die ukrainische Atomenergiebehörde warnte vor möglichen Folgen für den Betrieb des AKW Saporischschja. Aus dem Reservoir des Staudamms erhält das AKW Saporischschja sein Kühlwasser. Bislang sei die Lage aber unter Kontrolle. Der künstliche See der Anlage, der aus dem Kachowka-Stausee gespeist wird, sei voll. Keine unmittelbare Gefahr sehen zum aktuellen Zeitpunkt auch die russische Seite sowie die internationale Atomenergie-Organisation IAEO, welche die Lage vor Ort beobachtet. Die sechs Reaktoren seien nur bei einem völligen Wasserverlust gefährdet, so die IAEO. Bereits im Winter wurde der Staudamm vermint, der Pegel im See sank außerdem auf einen sehr niedrigen Stand ab. Damals warnten Experten vor Sicherheitsproblemen im AKW, sollte der Wasserstand weiter sinken. Zuletzt hatte sich der Wasserstand in dem Stausee jedoch wieder stabilisiert und sogar ein Rekordhoch erreicht. Nach dem Bruch des Staudamms sinkt der Pegel laut ukrainischen Behörden aktuell um etwa 15 Zentimeter pro Stunde. Wer oder was für die Zerstörung verantwortlich ist, ist aktuell unklar.

Quellen: tagesschau.de, NZZ, The Guardian

22. Mai 2023: AKW Saporischschja erneut stundenlang auf Notstrom angewiesen

Das AKW Saporischschja verlor heute Morgen mehrere Stunden lang seine Verbindung zum ukrainischen Netz. Zum siebten Mal seit Kriegsbeginn war Europas größtes AKW auf Notstromaggregate angewiesen, um die Reaktorkühlung und weitere wichtige Sicherheitsfunktionen aufrechtzuerhalten. Die letzte verbleibende Hauptleitung war etwa fünf Stunden lang unterbrochen. Über eine Reservestromleitungen verfügt das AKW seit fast drei Monaten nicht mehr. Am 1. März wurde die letzte bis dahin noch funktionsfähige Reserveleitung beschädigt; sie konnte seitdem nicht repariert werden.

Im AKW Südukraine wurde einer der drei Reaktorblöcke heute notabgeschaltet. Grund war eine Netzstörung oder -instabilität. Zu einer Unterbrechung der externen Stromversorgung kam es dort aber nicht.

Quelle: IAEO

6. Mai 2023: Stadt Enerhodar beim AKW Saporischschja evakuiert

Die Stadt Enerhodar, in der die meisten Mitarbeiter*innen des AKW Saporischschja leben, wird aktuell evakuiert. Das melden die Expert*innen der IAEO vor Ort. Die Maßnahme ist Teil einer umfassenderen vorübergehenden Evakuierung in der Region, die Berichten zufolge am Freitag angekündigt wurde. Das Betriebspersonal soll zwar am Standort bleiben, doch IAEO-Generaldirektor Grossi äußerte sich sehr besorgt über die zunehmend angespannten, stressigen und herausfordernden Bedingungen für das Personal und seine Familien. Seit Beginn des Konflikts vor fast 15 Monaten ist die Zahl der Mitarbeiter*innen des AKW bereits nach und nach zurückgegangen. In der Region Saporischschja gab es in letzter  Zeit eine verstärkte Militärpräsenz und -aktivität, die allgemein auf eine erwartete ukrainische Gegenoffensive zurückgeführt werden. Die IAEO-Experten vor Ort hören regelmäßig Granatenbeschuss.

Quelle: IAEO

29. März 2023: IAEO-Chef Grossi warnt vor Katastrophe

Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Grossi, hat das Atomkraftwerk Saporischschja besucht und warnt vor einer "Katastrophe" in der russisch besetzten Atomanlage.

"Offensichtlich verbessert sich die Situation nicht", so Grossi. "Im Gegenteil, die militärischen Aktivitäten um das Gebiet nehmen zu", sagte er nach Angaben russischer Medien nach dem Besuch.

Quelle: Tagesschau

23. März 2023: Situation am AKW Saporischschja weiter prekär

Die Lage am AKW Saporischschja bleibt weiter gefährlich, so die Einschätzung von Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO). Seit dem 1. März ist jeder Versuch gescheitert, die letzte Reserveleitung zu reparieren. Seit Wochen wird das AKW über eine einzige Hauptleitung mit dem Strom versorgt, den es für die Kühlung der Reaktoren und weitere wichtige Sicherheitsfunktionen braucht. Jeder Schaden an dieser Leitung würde sofort zum Totalausfall der externen Stromversorgung führen. Dann müssten dieselbetriebene Notstromaggregate anspringen. Diese können aber nur einen begrenzten Zeitraum überbrücken, aktuell reicht der Dieselvorrat für etwa zehn Tage. Ein solcher Notstromfall ist im AKW Saporischschja in den vergangenen Monaten bereits mehrfach eingetreten.

Quelle: Zeit

9. März 2023: AKW Saporischschja wieder am Netz

Nachdem das AKW Saporischschja elf Stunden lang nur von Notstromdieseln versorgt werden konnte, ist die Verbindung zum ukrainischen Stromnetz wieder hergestellt.

9. März 2023: Erneut Notbetrieb im AKW Saporischschja

Das AKW Saporischschja hat in der Nacht zum sechsten Mal seit Kriegsbeginn die Verbindung zum ukrainischen Stromnetz verloren. Grund sind nach ukrainischen Angaben russische Raketenangriffe auf die Energieinfrastruktur des Landes. Die sechs Reaktoren des Kraftwerks werden nun von 18 Diesel-Notstromgeneratoren versorgt, während Techniker versuchen, die externe Stromversorgung wiederherzustellen. Die Dieselvorräte reichen aktuell für etwa zehn Tage. Die Reaktoren sind zwar abgeschaltet, müssen aber trotzdem noch gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern.

Quelle: tagesschau.de

14. Februar 2023: Atomaufsicht untersagt Betrieb von vier Blöcken am AKW Saporischschja

Weil unter den derzeitigen Bedingungen kein sicherer Betrieb möglich ist, hat die ukrainische Atomaufsicht SNRIU den Betrieb der Blöcke 3, 4, 5 und 6 des Atomkraftwerks Saporischschja verboten. Die Blöcke 1 bis 4 sind ohnehin abgeschaltet, die Blöcke 1 und 2 haben bereits seit August keine Betriebsgenehmigung mehr. Ob die beiden Blöcke 5 und 6, die sich in der Heißabschaltung befinden und Wärme für das AKW und die nahegelegene Stadt Enerhodar produzieren, nun abgeschaltet werden, ist allerdings offen. Da das AKW seit März von Russland besetzt ist, ist unklar, ob das Verbot umgesetzt wird.

Quelle: Heise

3. Februar 2023: Wasserstand sinkt im Kühlwasserreservoir für AKW Saporischschja

Im Kachowka-Stausee des Dnipro-Flusses, der das Atomkraftwerk Saporischschja mit Kühlwasser versorgt, sinkt der Wasserstand. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnte das Anlass zur Besorgnis sein. Das zeigt wieder einmal, wie viele Risiken sich aus der Kriegssituation für das AKW Saporischschja ergeben.

In den letzten Wochen hören die IAEO-Experten vor Ort immer wieder Geräusche von Kampfhandlungen, einschließlich Artilleriebeschuss, von außerhalb der Anlage – einige aus der Ferne, andere aus der Nähe. Bisher ist es IAEO-Generalsekretär Grossi nicht gelungen, mit der Ukraine und Russland ein Übereinkommen über eine Schutzzone rund um das Kraftwerk zu erreichen.

Der Betriebszustand des AKW Saporischschja ist seit Wochen unverändert: Vier Blöcke sind kaltabgeschaltet und zwei Blöcke befinden sich in der Warmabschaltung, um das Kraftwerk und die Stadt Enerhodar mit Dampf und Wärme zu versorgen. Die Anlage wird über die letzte in Betrieb befindliche Hauptstromleitung mit dem Strom versorgt, den sie für die wesentlichen sicherheitstechnischen Funktionen benötigt. Eine Notstromleitung steht aktuell zur Verfügung. Sollten die Leitungen ausfallen, was in den letzten Monaten bereits mehrmals der Fall war, müssen Diesel-Notstromgeneratoren einspringen, bis die Leitungen repariert sind. Die Generatoren können jedoch nur einen kurzen Zeitraum überbrücken.

Seit einigen Wochen sind an allen ukrainischen AKW Fachleute der IAEO vor Ort, um die Situation zu beobachten und die Mitarbeiter*innen technisch zu unterstützen und zu beraten.

Quelle: IAEO

13. Dezember 2022: Ständige Präsenz von IAEO-Experten an allen ukrainischen AKW geplant

An allen ukrainischen AKW sollen Sicherheitsexperten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Zukunft durchgehend vor Ort sein. Darauf haben sich IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi und der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal am Dienstag in Paris geeinigt. Am AKW Saporischschja besteht eine solche Präsenz bereits seit mehr als drei Monaten.

Quelle: tagesschau.de

2. Dezember 2022: Streit um Leitung des AKW Saporischschja

Am AKW Saporischschja ist die Befehlskette aktuell unklar. Rosatom gab Ende November bekannt, Juri Tschernichuk, zur Chefingenieur des Kraftwerks, sei zum Generaldirektor des Kraftwerks ernannt worden. Der ukrainische Betreiber Energoatom lehnte dies ab. Er ernannte Dmytro Verbytskyi zum stellvertretenden Generaldirektor des Kraftwerks und Igor Murashow zum Chefingenieur. Beide sind allerdings nicht vor Ort. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) bekräftigte erneut, dass man das AKW Saporischschja als ukrainische Anlage betrachte. Er äußerte sich besorgt darüber, dass sich Konflikte um Entscheidungsbefugnisse auf die nukleare Sicherheit auswirken könnten.

Quelle: IAEO

28. November 2022: Saporischschja bleibt unter russischer Kontrolle

Die russische Besatzung dementiert Berichte, wonach es Anzeichen dafür gebe, dass sich die russischen Truppen möglicherweise auf einen Rückzug vorbereiten und der Atommeiler an die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) übergeben werden solle. Die Besatzungsverwaltung teilte mit, dass diese Berichte "nicht wahr" seien.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel

24. November 2022: Atomkraftwerk Saporischschja auf Notstromversorgung angewiesen

Die externe Stromversorgung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist erneut unterbrochen. Aktuell werden die Reaktorkühlung und andere Sicherheitsfunktionen über Notstrom-Dieselgeneratoren sichergestellt. Das teilte die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) heute mit.

Der ukrainische Atomkonzern Energoatom teilte zudem mit, dass die Reaktorblöcke Rivne, Südukraine eund Khmelnytskyy wegen des instabilen Stromnetzes notabgeschaltet wurden.

Quelle: IAEO

21. November 2022: Schwere Schäden am AKW Saporischschja

Nach dem heftigen Beschuss am Wochenende ist das Atomkraftwerk Saporischschja schwer beschädigt. Laut Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), die sich vor Ort ein Bild von der Lage machen konnten, gibt es trotzdem keine "unmittelbaren Bedenken hinsichtlich der nuklearen Sicherheit". Die sechs Reaktorblöcke seien stabil und die frischen und abgebrannten Brennelemente sowie der nuklearen Abfälle unversehrt. Die Schäden auf dem Gelände sind aber offenbar massiv: Betroffen sind Kondensattanks, die Hauptstraße entlang der Reaktoren, die Werksbahn, eine Druckluftleitung, das Dach eines Nebengebäudes, eine Sprinklerleitung und ein Wachgebäude. Laut IAEO-Chef Grossi handelte es sich um den schwerwiegendsten Zwischenfall in den letzten Monaten. Die Intensität der Angriffe auf eines der größten AKW der Welt sei höchst besorgniserregend.
Aktuell gibt es keine weiteren Angriffe auf die Anlage selbst, doch die Stadt Enerhodar und das angrenzende Industriegebiet standen unter Beschuss. Vier der sechs Reaktoren sind weiterhin kalt und zwei heiß abgeschaltet. Sie liefern Dampf und Heißwasser für den Standort und die Stadt Enerhodar, wo viele Mitarbeiter des Kraftwerks und ihre Familien leben.

Quelle: IAEO

20. November 2022: AKW Saporischschja erneut unter Beschuss

Das AKW Saporischschja stand am Wochenende nach einer Phase relativer Ruhe erneut unter Beschuss. Dabei handelte es sich nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organsation (IAEO) offenbar um gezielte Angriffe. Starke Explosionen fanden teils in der Nähe der Reaktoren statt und beschädigen Gebäude, Systeme und Geräte. Laut den IAEO-Experten vor Ort wurden unter anderem ein Zwischenlager, Sprinkleranlagen für Kühlbecken, ein Stromkabel zu einem der Reaktoren und eine Brücke zwischen einem anderen Reaktor und seinen Nebengebäuden getroffen. Russland und die Ukraine beschuldigten sich erneut gegenseitig, für den Beschuss verantwortlich zu sein. IAEO-Chef Rafael Grossi kritisierte die Angriffe als ein Spiel mit dem Feuer: „Auch wenn es keine direkten Auswirkungen auf die wichtigsten nuklearen Sicherheitssysteme des Kraftwerks gab, kam der Beschuss ihnen gefährlich nahe. Wir sprechen hier von Metern, nicht von Kilometern. Wer auch immer das Kernkraftwerk Saporischschja beschießt, geht ein großes Risiko ein und setzt das Leben vieler Menschen aufs Spiel“.

Quellen: Zeit, IAEO

16. November 2022: AKW Chmelnyzkyj stundenlang auf Notstrom angewiesen

Die beiden Reaktoren im AKW Chmelnyzkyj wurden in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mehr als neun Stunden lang von Notstromgeneratoren versorgt, wie ukrainische Behörden an die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) meldeten. Bei Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur habe das AKW in der Westukraine nach und nach die Verbindung zu allen vier verbleibenden Stromleitungen verloren. Beide Reaktoren seien heruntergefahren worden. Auch abgeschaltete Reaktoren müssen durchgehend gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern. Auch für andere wichtige Sicherheitsfunktionen braucht das AKW eine Menge Strom.

Das AKW Riwne im Nordwesten der Ukraine verlor am Dienstag ebenfalls die Verbindung zu einer Stromleitung. Daraufhin wurde die Leistung automatisch gedrosselt und ein Reaktor heruntergefahren.

IAEO-Chef Grossi bezeichnete die Entwicklungen als sehr beunruhigend. Sie zeige, dass sich die nukleare Sicherheit in der Ukraine jederzeit dramatisch verschlechtern könne – nicht nur am AKW Saporischschja, sondern auch an den anderen AKW-Standorten.

Quelle: IAEO

14. November 2022: IAEO plant Missionen zu allen AKW in der Ukraine

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) will in den nächsten Wochen Fachleute zu den ukrainischen Atomkraftwerken Südukraine, Chmelnyzkyj und Riwne entsenden. Außerdem wird erneut eine Delegation nach Tschernobyl reisen. Vor Ort sollen die Experten jeweils etwa eine Woche lang untersuchen, wie es aktuell um die Sicherheit bestellt ist. Erst letzte Woche zeigte sich eine IAEO-Mission zum Forschungsreaktor in Charkiw erschüttert darüber, wie stark die Anlage in den letzten Monaten durch Beschuss beschädigt wurde. Hinweise auf die Freisetzung radioaktiver Strahlung oder die Abzweigung radioaktiver Stoffe wurden nicht gefunden.

Quellen: IAEO, IAEO

5. November 2022: AKW Saporischschja wieder an externe Stromversorgung angeschlossen

Die externe Stromleitung, die das AKW Saporischschja mit dem ukrainischen Netz verbindet, ist repariert. Auch eine Reserveleitung ist laut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wieder verfügbar. Doch die zwei Tage, die das AKW auf seine Notstrom-Dieselaggregate angewiesen war, haben erneut gezeigt, wie instabil die Lage weiterhin ist. Die Dieselgeneratoren mussten in den vergangenen Wochen bereits mehrmals anspringen, können das AKW aber nur für einen begrenzten Zeitraum mit Strom versorgen. Derzeit reichen die Kraftstoffvorräte für etwa zwei Wochen.

Nach Angaben der IAEO versorgen die Reaktorblöcke 5 und 6 die Anlage aktuell mit Dampf. Außerdem laufen Vorbereitungen, die beiden Blöcke in den Zustand der „Heißabschaltung“ zu versetzen. Alle übrigen Blöcke sind bereit seit einiger Zeit kalt abgeschaltet. In diesem Zustand ist das Kühlwasser kälter als 95 Grad Celsius und steht nicht mehr unter Druck. Das reduziert das Risiko für einen schweren Unfall.

Quelle: IAEO

3. November 2022: AKW Saporischschja erneut auf Notstrom angewiesen

Schon wieder ist das AKW Saporischschja auf für die Stromversorgung auf seine Dieselgeneratoren angewiesen. Die Verbindung mit dem ukrainische Stromnetz sei unterbrochen, weil die letzten verbliebenen Hochspannungsleitungen nach Beschuss beschädigt sind, teilt der ukrainische Stromversorger Energoatom mit. Der gesamte Strom, den das AKW zur Kühlung der heruntergefahrenen Reaktoren braucht, wird nun durch die Dieselaggregate geliefert. Nach Angaben von Energoatom reicht der Dieselvorrat aktuell für 2 Wochen. Bereits im Oktober war die Stromversorgung gleich drei Mal innerhalb weniger Tage ausgefallen.

Quelle: Spiegel online

1. November 2022: Verminung des Kachowka-Staudamms Gefahr für AKW Saporischschja

Laut eines Reporters des Redaktionsnetzwerk Deutschland stellt die Verminung des Kachowka-Staudamms durch die russische Armee eine große Gefahr für die Sicherheit des 120 km entfernten AKW Saporischschja dar. Eine mögliche Sprengung des Staudamms würde die Kühlwassermengen für das AKW drastisch reduzieren, was eine Erhöhung des GAU-Risikos auf 80 % zur Folge hätte.

Quelle: RND

30. Oktober 2022: Minenexplosion zerstört Stromleitung zum Reaktor 4

Eine Minenexplosion hat die Hauptstromverbindung zu einem der Reaktoren des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja unterbrochen, teilte die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) in einer Erklärung mit.

Die Explosion ereignete sich am Abend des 30. Oktober außerhalb des Umzäunungsbereichs der Anlage und unterbrach die externe 750-Kilovolt-Stromleitung zwischen dem Schaltschrank der Anlage und dem elektrischen Haupttransformator des Reaktorblocks 4.

Diese Einheit erhält den für die Kühlung und andere wichtige nukleare Sicherheits- und Schutzfunktionen erforderlichen Strom aus einer Reserveleitung, die die Anlage mit dem Hof des nahe gelegenen Wärmekraftwerks verbindet.

Quelle: IAEO

19. Oktober 2022: Entführter AKW-Mitarbeiter wieder frei

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat die Freilassung eines entführten Mitarbeiters des AKW Saporischschja bekanntgegeben. Der Vize-Generaldirektor für Personalwesen, Waleri Martynjuk, sei freigelassen worden. Der Chef der Informationstechnologie der Atomanlage, Oleg Kostjukow, sowie der stellvertretende Generaldirektor der Anlage, Oleg Oscheka, werden nach Angaben des AKW-Betreibers Energoatom weiter von russischen Soldaten festgehalten. IAEO-Chef Grossi will zu neuen Gesprächen in die Ukraine reisen.

Quelle: ZDF

18. Oktober 2022: Laut Betreiber: Zwei Mitarbeiter aus AKW Saporischschja entführt

Der Betreiber des südukrainischen Atomkraftwerkes Saporischschja wirft Russland vor, zwei führende Mitarbeiter des besetzten AKW verschleppt zu haben. Es handele sich um den Leiter der IT-Abteilung, Oleh Kostjukow, und um den Assistenten des AKW-Direktors, Oleh Oschek, erklärt der Staatskonzern Energoatom. Die beiden seien am Montag festgenommen worden.

Quellen: tagesschau.de, Reuters

17. Oktober 2022: Leitung zum ukrainischen Netz wieder hergestellt

Laut IAEO ist am Nachmittag eine der vier am morgen beschädigten Leitungen durch Ingenieure repariert worden, wodurch das AKW wieder mit dem ukrainischen Stromnetz verbunden ist, Die Kühl- und Sicherheitssysteme funktionieren wieder unabhängig von den Notstromgeneratoren. Der ukrainische Betreiber Energoatom hat Ersatzteile für beschädigte Leitungen und weiteren Diesel für die Notstromaggregate geliefert, wie IAEO-Mitarbeiter vor Ort bestätigten.

Quelle: IAEO

17. Oktober 2022: AKW Saporischschja zum vierten Mal von externer Stromversorgung abgeschnitten

Wie zuletzt am 9. und 12. Oktober soll das ukrainische AKW Saporischschja erneut vom nationalen Stromnetz getrennt worden sein. Die Diesel-Notstromgeneratoren wurden zum vierten Mal eingeschaltet, um die Reaktorkühlung und weitere wichtige Sicherheitsfunktionen aufrecht zu erhalten. Die Gesamtlaufzeit der Diesel-Notstromgeneratoren beträgt durch die begrenzten Dieselvorräte maximal 10 Tage. Die aktuelle Ursache der Trennung der letzten Stromleitung mit dem Kraftwerk liegt laut Betreiber Energoatom in dem Beschuss von Umspannwerken durch Russland.

Quelle: tagesschau

12. Oktober 2022: AKW Saporischschja erneut von externer Stromversorgung abgeschnitten

Die Verbindung zwischen dem AKW Saporischschja und dem ukrainischen Stromnetz ist zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage vollständig unterbrochen. Das AKW wird wie bereits am Wochenende von den Diesel-Notstromaggregaten mit Strom für die Reaktorkühlung und weitere wichtige Sicherheitsfunktionen versorgt.

Quelle: Tagesschau

11. Oktober 2022: IAEO-Chef Grossi spricht mit Putin über Sicherheitszone

Rafael Grossi, der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), spricht heute in St. Petersburg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Einrichtung einer Sicherheitszone rund um das AKW Saporischschja. Bereits letzte Woche hatte Grossi den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij in Kiew getroffen, wohin er nach dem Gespräch mit Putin auch zurückkehren wird. Die Sicherheitszone soll verhindern, dass Kampfhandlungen weiterhin die Sicherheit des AKW gefährden. Laut Grossi ist die Lage vor Ort immer gefährlicher. Man könne sich nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren.

Quelle: Tagesschau

9. Oktober 2022: AKW Saporischschja mehr als 24 Stunden lang auf Notstrom angewiesen

Nur Diesel-Notstromaggregate versorgten das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja von Samstagmorgen bis Sonntagabend mit Strom für die Reaktorkühlung, wie die IAEO mitteilt. Das Kraftwerk hatte die externe Stromversorgung wegen Beschusses verloren. Obwohl aktuell sind alle Reaktoren abgeschaltet sind, brauchen sie weiter kontinuierlich Strom für die Kühlung und weitere wichtige Sicherheitsfunktionen. Erst am Sonntagabend gelang es Techniker*innen, das AKW wieder mit dem Stromnetz zu verbinden. In der Region wird aktuell täglich geschossen, unter anderem auf Enerhodar, wo viele der Mitarbeiter*innen leben, und auf die etwa 50 Kilometer entfernten Stadt Saporischschja. Laut IAEO warten fünf LKW mit zusätzlichem Dieselkraftstoff für die Notstromaggregate in Saporischschja darauf, am Montag die Frontlinie zu überqueren, um das AKW zu erreichen. Außerdem sei ein Transport mit Diesel vom russischen Atomkonzern Rosatom in der Stadt Enerhodar eingetroffen. Aktuell habe das AKW ausreichend Diesel, um das AKW im Notfall etwa zehn Tage lang mit Strom zu versorgen.

Quelle: IAEO

5. Oktober 2022: Putin erklärt AKW Saporischschja zu russischem Eigentum

Der russische Präsident Wladimir Putin hat das AKW Saporischschja per Dekret zu russischem Eigentum erklärt. Die Regierung in Moskau solle das seit März besetze Kraftwerk verstaatlichen und eine russische Verwaltung einsetzen. Der Leiter des ukrainischen Energieversorgers Energoatom, Petro Kotin, teilte dagegen mit, er werde das AKW Saporischschja von Kiew aus leiten. Aktuell liefen Vorbereitungen für ein Wiederanfahren von Reaktorblock 5. Das sei notwendig, um zu verhindern, dass sicherheitsrelevante Anlagen durch Frost beschädigt würden. Unterdessen reist der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zu Gesprächen in Kiew und danach weiter nach Moskau, um über die Einrichtung einer Sicherheitszone rund um das AKW zu beraten.

Quelle: tagesschau.de

4. Oktober 2022: Chef des AKW Saporischschja wieder frei

Ihor Muraschow, Chef des AKW Saporischschja, wurde gestern wieder freigelassen. Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), hatte zuvor gewarnt, seine Festnahme könnte sich auf das Sicherheitsmanagement in dem AKW auswirken und den psychologischen Druck auf die verbliebenen übrigen Mitarbeiter*innen erhöhen. Nach Angaben der IAEO befindet sich Muraschow nun auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet und wird seine Arbeit am AKW Saporischschja nicht wieder aufnehmen. Wer ihm nachfolgen wird, stehe noch nicht fest.

Quellen: Der Spiegel , IAEO

1. Oktober 2022: Chef des AKW Saporischschja festgesetzt

Der Chef des AKW Saporischschja, Ihor Muraschow, wurde nach russischen Angaben „zur Beantwortung von Fragen“ festgenommen. Nach Aussage des ukrainischen Betreibers wurde er auf der Straße angehalten, aus dem Auto gezerrt und mit verbundenen Augen verschleppt.

Quellen: Die Zeit, tagesschau.de

30. September 2022: Weitere Landmine zerstört Kabel am AKW Saporischschja

Bei der sechsten Landminen-Explosion innerhalb weniger Tage ist nahe dem Zaun des AKW Saporischschja ein Stromkabel beschädigt worden. Sicherheitsrelevante Systeme wurden auch dieses Mal nicht beschädigt, doch die IAEO wiederholte, sie sei wegen der vielen Explosionen in den letzten Tagen weiter in großer Sorge. Bei Gesprächen über eine Sicherheitszone gebe es weiter keinen Durchbruch.

Quelle: IAEO

28. September 2022: Explosionen durch Landminen am AKW Saporischschja

Das AKW Saporischschja ist nicht nur durch Beschuss oder Stromausfälle bedroht. Wie die IAEO meldete, explodierten in dieser Woche in unmittelbarer Nähe zum AKW insgesamt fünf Landminen, die wahrscheinlich durch Tiere ausgelöst wurden. Zwei davon hätten sich nahe einer Wasserleitung ereignet, die das Kühlsystem versorge. Eine weitere Explosion habe in etwa 500 Metern Entfernung zum Reaktorblock 1 stattgefunden.

Quelle: IAEO

27. September 2022: AKW Saporischschja erneut unter Beschuss

Am AKW Saporischschja wurde in den letzten Tagen wieder geschossen, unter anderem in der Nähe der elektrischen Umspannstation. Das meldete die IAEO, die mit zwei Beobachtern vor Ort ist. Am Dienstagmorgen ereigneten sich zwei Explosionen neben einer Leitung, die Wasser von einem Reservoir zum Kühlsystem des AKW transportiert - dieses spielt für die Sicherheit des AKW eine zentrale Rolle. Schäden an den Reaktoren oder anderen sicherheitsrelevanten Anlagenteilen habe es aber nicht gegeben, die Ursache der Explosionen sei noch unbekannt.

Unterdessen berichtete t-online über geheime Beratungen im Kanzleramt mit den Nachrichtendiensten und dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Anfang September, bei denen es um mögliche Auswirkungen eines großen Atomunfalls in der Ukraine für Deutschland ging. Bei zwei AKW könne die Wolke über den gesamten Nordosten Deutschlands bis nach Schottland ziehen, so die Einschätzung einer „Gefährdungsanalyse“. Sie zeige auch, dass man an durchschnittlich 60 Tagen im Jahr damit rechnen müsse, dass eine radioaktive Wolke aus Saporischschja binnen 48 Stunden über Osteuropa bis Berlin ziehe, so t-online. Das BfS berechne das aktuelle Gefährdungspotential derzeit viermal am Tag.

Quellen: IAEO, t-online

21. September 2022: Reaktor 6 vorübergehend durch Dieselaggregate versorgt

Nachdem bei einem erneuten Beschuss Kabel beschädigt wurden, die Reaktor 6 mit Strom versorgen, sprangen zwei Notfall-Dieselaggregate an. Nach etwa 40 Minuten war die externe Stromversorgung wiederhergestellt, die Notstromdiesel konnten wieder abgeschaltet werden. Die anderen Reaktoren waren nicht betroffen. Auch am Vortag wurde eine Anlage auf dem Gelände durch Beschuss getroffen.

Quelle: IAEO

20. September 2022: Einschlag einer russischen Rakete nahe dem Atomkraftwerk Piwdennoukrainsk

Die Ukraine meldete am Montag den Einschlag einer russischen Rakete nahe dem Atomkraftwerk Piwdennoukrainsk im Süden des Landes. Der staatliche Betreiber Energoatom teilte mit, es habe kurz nach Mitternacht Ortszeit eine Explosion 300 Meter entfernt von den Reaktoren gegeben. Alle Reaktoren seien unbeschädigt. Jedoch seien drei Starkstromleitungen außer Betrieb.

Quellen: ZDF heute, Deutschlandfunk

19. September 2022: Erste Hauptleitung ans AKW Saporischschja wiederhergestellt

Am Freitagnachmittag konnte eine der vier Haupt-Stromleitungen zum AKW Saporischschja wieder in Betrieb genommen werden. Das meldete die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO). Den Strom für die Kühlung der heruntergefahrenen Reaktoren und andere unerlässliche Sicherheitsfunktionen erhält es damit zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder direkt aus dem ukrainischen Netz.

Ebenfalls am Freitag kam eine Lieferung mit Ersatzteilen für die Reparatur der Stromleitungen und zusätzlichem Diesel für die Notstromaggregate am AKW Saporischschja an.

Nach Einschätzung der IAEO hat sich die Situation am AKW Saporischschja im Verlauf der letzten Woche verbessert. IAEO-Chef Rafael Grossi betonte jedoch, dass die Lage weiter instabil sei. Zwar sei das AKW in den letzten Tagen nicht beschossen worden, doch in der Region werde weiter gekämpft. Er setze sich daher weiter für die Einrichtung einer Sicherheitszone rund um das AKW ein.

Quellen: IAEO, tagesschau.de

15. September 2022: AKW Saporischschja an dritte Reserveleitung angeschlossen

Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) machen die Reparaturarbeiten der ukrainischen Ingenieur*innen am AKW Saporischschja Fortschritte. Auch die dritte Reserveleitung zum Wärmekraftwerk Enerhodar sei wieder verbunden, nachdem die dortige Umspannanlage repariert worden sei. Über eine der Reserveleitungen wird das Kraftwerk aktuell mit Strom aus dem ukrainischen Netz versorgt. Damit werden die Kühlung der heruntergefahrenen Reaktoren und weitere wichtige Sicherheitsfunktionen aufrechterhalten. Die anderen beiden Leitungen werden in Reserve gehalten. Alle vier Hauptleitungen sind weiterhin außer Betrieb.

Quelle: IAEO

13. September 2022: Gespräche über Sicherheitszone am AKW Saporischschja im Gange

Gespräche über die Einrichtung einer Sicherheitszone rund um das AKW Saporischschja laufen bereits, so Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO). Ziel sei eine Zusage, dass keine militärische Aktion auf die Anlage und einen Radius, der ihren normalen Betrieb beeinträchtigen könne, gerichtet werde. Er sehe grundsätzlich Interesse auf „zwei Seiten, die viele Fragen stellen“, unter anderem dazu, wie groß dieser Radius sein müsse und wie die Experten der IAEO vor Ort arbeiten würden.

Quelle: Die Zeit

12. September 2022: AKW Saporischschja wieder an zwei Reserveleitungen angeschlossen

Eine zweite Reserve-Stromleitung zwischen dem AKW Saporischschja und dem Wärmekraftwerk Enerhodar konnte wieder verbunden werden, wie die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) am Montagabend mitteilte. Die Kühl- und Sicherheitssysteme des inzwischen vollständig heruntergefahrenen AKW werden seit einigen Tagen über eine Reserveleitung mit Strom versorgt. Bisher hätte das Kraftwerk bei einem Ausfall dieser Leitung auf seine 20 Diesel-Notstromaggregate zurückgreifen müssen. Dass die zweite Leitung nun wieder als Reserve verfügbar ist, bedeutet daher ein Mehr an Sicherheit. IAEO-Chef bezeichnete die Lage jedoch weiterhin als „prekär“ und forderte erneut die Einrichtung einer Sicherheitszone. Er habe darüber bereits erste Gespräche geführt.

Quellen: IAEO, Deutsche Welle

11. September 2022: AKW Saporischschja komplett abgeschaltet

Der letzte noch laufende Reaktor am AKW Saporischschja, Block 6, wurde heute morgen abgeschaltet, wie Energoatom, Rosatom und die IAEO übereinstimmend mitteilten. Wie bereits die anderen fünf Reaktoren soll auch er nun in den Zustand der „Kaltabschaltung“ versetzt werden. Dabei wird der Kühlkreislauf auf Atmosphärendruck und eine Temperatur von unter 95 Grad Celsius gebracht. Die Kaltabschaltung ist der sicherste Zustand, der im Moment erreicht werden kann, weil auch bei einem vollständigen Druckabfall das Kühlwasser nicht vollständig verdampft. Doch selbst die abgeschalteten Reaktoren müssen noch monate- bis jahrelang gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern. Auch für andere wichtige Sicherheitsfunktionen braucht das AKW weiterhin kontinuierlich Strom. Möglich war die Abschaltung, nachdem eine Reserveleitung zwischen dem AKW Saporischschja und dem Wärmekraftwerk Enerhodar wieder verbunden werden konnte. Über sie wird das AKW nun wieder aus dem ukrainischen Netz mit Strom versorgt. Während der letzten Tage hatte Reaktor 6 das gesamte AKW Saporischschja im Inselbetrieb mit Strom für den Eigenbedarf versorgt.

IAEO-Chef Rafael Grossi begrüßte die Abschaltung, betonte jedoch, die Situation in dem AKW sei so lange „prekär“, wie in der Gegend gekämpft werde. Es werde daran gearbeitet, auch weitere Stromleitungen wieder zu verbinden, damit bei einer erneuten Beschädigung weitere Leitungen zur Verfügung stehen.

Quellen: IAEO, tagesschau.de, Der Spiegel

7. September 2022: Reserveleitung zum AKW Saporischschja beschädigt

Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wurde eine Reserve-Stromleitung zwischen dem AKW Saporischschja und dem Wärmekraftwerk Enerhodar beschädigt. Auf den Betrieb des AKW habe dies keine unmittelbare Auswirkung, weil das Kraftwerk bereits seit zwei Tagen vom Stromnetz getrennt sei und im Inselbetrieb laufe. Seit dem 2. September ist es von allen vier Hauptleitungen getrennt. Von den drei Reserveleitungen zum nahegelegenen Wärmekraftwerk Enerhodar sei nun eine durch Beschuss beschädigt, doch auch die beiden anderen seien nicht in Betrieb. Dabei ist die gesicherte externe Stromversorgung eine der sieben tragenden Säulen der nuklearen Sicherheit im Krieg, die IAEO-Chef Grossi zu Beginn des Krieges in der Ukraine vorgestellt hatte.

Die sieben Säulen sind:

  • die physische Integrität der Anlagen – ob Reaktoren, Brennelementbecken oder Lager für radioaktive Abfälle – muss erhalten bleiben;

  • alle Sicherheits- und Sicherungssysteme und -ausrüstungen müssen zu jeder Zeit voll funktionsfähig sein;

  • das Betriebspersonal muss in der Lage sein, seinen Sicherheits- und Sicherungspflichten nachzukommen, und es muss in der Lage sein, Entscheidungen frei von unangemessenem Druck zu treffen;

  • für alle kerntechnischen Anlagen muss eine gesicherte externe Stromversorgung aus dem Netz vorhanden sein;

  • es muss ununterbrochene logistische Versorgungsketten und Transporte zu und von den Standorten geben;

  • es muss wirksame Systeme zur Strahlungsüberwachung vor Ort und außerhalb des Standorts sowie Maßnahmen zur Vorbereitung auf Notfälle und zur Reaktion darauf geben; und

  • es muss eine zuverlässige Kommunikation mit der Aufsichtsbehörde und anderen Stellen geben.

Quelle: IAEO

6. September 2022: IAEO veröffentlicht Bericht über Situation am AKW Saporischschja

Nach ihrer Untersuchung vor Ort in dem von russischen Truppen besetzten AKW Saporischschja fordert die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) eine „Sicherheitszone“. In ihrem Bericht fordert sie, Bombardements der Anlage und der Umgebung sofort einzustellen, um erneute Schäden zu vermeiden. Alle Beteiligten müssten sich darauf einigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern. Bei ihrem Besuch des AKW stellte die IAEO Schäden nahe der sechs Reaktoren und der Zwischenlager fest. Durch den Beschuss seien Dächer von Lagerstätten für radioaktives Material beschädigt worden und das Strahlungsmesssystem sei im Moment nur teilweise funktionsfähig. Weiterhin wies die IAEO auf die extrem stressigen Bedingungen hin, unter denen das ukrainische Kraftwerkspersonal arbeite. Besorgt ist sie auch wegen der wiederholten Unterbrechungen der Stromversorgung für die Kühlung der Reaktorkerne und des Atommülls. Der Beschuss des AKW-Geländes ging derweil weiter.

Quellen: IAEO, Die Zeit

5. September 2022: Reserveleitung zum AKW Saporischschja gekappt

Nach Angaben der Ukraine wurde eine Hochspannungsleitung getrennt, die das AKW Saporischschja mit dem Wärmekraftwerk Enerhodar verbindet, um ein Feuer zu löschen. Es handelt sich dabei um eine Reserveleitung. Sie sei aber nicht beschädigt und solle wieder verbunden werden, wenn das Feuer gelöscht sei. Dann solle der letzte noch laufende Reaktor wieder Strom ins Netz speisen. Aktuell versorgt Reaktor 6 das AKW im Inselbetrieb mit Strom, um alle wichtigen Sicherheitsfunktionen, wie die Kühlung der Reaktoren, aufrechtzuerhalten.

Die IAEO meldete, vier ihrer Fachleute hätten das AKW Saporischschja inzwischen planmäßig wieder verlassen. Zwei Expert*innen sollen vor Ort bleiben, um die Lage weiter zu beobachten.

Quellen: IAEO, Der Spiegel

3. September 2022: AKW Saporischschja von letzter Hauptstromleitung getrennt

Das AKW Saporischschja wurde von der vierten und letzten Hauptstromleitung zum ukrainischen Stromnetz getrennt, teilte die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) mit. Außerdem sei Reaktor 5 erneut heruntergefahren worden. Über eine verbliebene Reserveleitung zum nahegelegenen Wärmekraftwerk Enerhodar liefere Block 6 weiter Strom für den Eigenbedarf des gesamten Kraftwerks und für das ukrainische Netz. Über diese Leitung könne es sich im Notfall auch selbst versorgen.

Quellen: IAEO, CNN