Zwischenlager Neckarwestheim
Auf dem Gelände des Atomkraftwerks Neckarwestheim wurde ein Standortzwischenlager gebaut, in dem der hochradioaktive Atommüll aus dem Reaktorbetrieb gelagert wird.
Am Standort befinden sich der abgeschaltete Reaktor Neckarwestheim-1 und der Reaktor Neckarwestheim-2.
Nach dem gesetzlichen Verbot der Wiederaufarbeitung des deutschen Atommülls im Ausland bauten die Betreiber der Atomkraftwerke an zahlreichen Standorten Zwischenlager. Sie dienen der Lagerung der hochradioaktiven Brennelemente in Castor-Behältern. Wenn irgendwann ein zentrales Atommülllager zur Verfügung stehen sollte, werden die Castoren dorthin gebracht.
Das Standort-Zwischenlager Neckarwestheim wurde am 06. Dezember 2006 durch die Einlagerung des ersten Castor-Behälters in Betrieb genommen. Es bietet Platz für maximal 151 Castor-Behälter. Die Betriebsgenehmigung läuft ab 2006 für 40 Jahre. Es ist heute schon abzusehen, dass bis dahin kein Atommülllager gefunden sein wird. Damit wird das Zwischenlager zu einem Dauerlager.
Ende 2016 befanden sich 53 CASTOR-Behälter im Zwischenlager.
Tunnel statt Halle
Ein völlig anderes Konzept als an anderen AKW-Standorten wurde in Neckarwestheim umgesetzt. Das Zwischenlager wurde in zwei ca. 90 m lange unterirdische Lagerkavernen gebaut. Die Tunnel wurden in den Fels getrieben, weil es auf dem Gelände nur begrenzt Platz für den Zubau weiterer Hallen gibt. Pluspunkt ist hier natürlich der Schutz gegenüber Einwirkungen Dritter (Terrorschutz).
Beim Vortrieb der Kavernen kam es aufgrund des hohen Wassergehaltes des Tones bzw. Schluffs zur Verminderung der Steifigkeit des Gesteins und zu starken Setzungen. Beim Bau wurde zudem minderwertiger Beton verwendet, was Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit der Stahlbewehrung haben kann. Angeblich handelte es sich aber um „untergeordnete Bereiche wie Flucht- und Abluftbauwerke“. Konsequenzen wurden nicht gezogen.
Wenn viele Behälter in den Tunnelröhren eingelagert sind, gibt es Probleme mit der Wärmeentwicklung, weswegen z.B. die Gesamtwärmeleistung je Einlagerungskampagne auf 185 Kilowatt pro Tunnel begrenzt wurde.
Castortransporte per Binnenschiff
Als absolutes Novum in Deutschland wurden 2017 die hochradioaktiven Brennelemente aus dem AKW Obrigheim mithilfe eines Binnenschiffs in das 50km entfernte Zwischenlager am AKW Neckarwestheim transportiert. Atomkraftgegner*innen warfen dem Betreiber RWE vor, sich aus Kostengründen den Bau einer Lagerhalle in Obrigheim zu sparen - und die Bevölkerung dem unnötigen Risiko der Transporte auszusetzen. Zahlreiche Protestaktionen begleiteten die Schiffstransporte. Insgesamt wurden bis Ende 2017 fünfzehn Behälter mit 342 Brennelementen aus Obrigheim angeliefert.
weitere Infos:
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Die Zwischenlagerung des hochradioaktiven Atommülls wird sehr viel länger dauern, als ursprünglich behauptet. Die bisherigen Hallen sind nicht weiter tragbar. Doch die Politik nimmt das Problem nicht ernst. - mehr