„In Gedenken an Sébastien“ – 10 Jahre nach dem Tod des Castorgegners

06.11.2014 | Jan Becker

Am 7. November 2004 wurde der französische Atomkraftgegner Sébastien Briat vom Castor-Zug aus dem französischem La Hague nach Gorleben nahe der Stadt Avricourt erfasst und getötet. Die genauen Umstände, die zu diesem Unglück führten, wurden nie zweifelsfrei geklärt. Zum 10. Jahrestag des Unfalls finden in Lüneburg und Gorleben Gedenkaktionen statt.

Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an die Ereignisse von vor zehn Jahren denke. Gemeinsam mit anderen Aktivisten standen wir um eine Feuertonne auf dem Bahnhofsvorplatz in Buchholz / Nordheide und informierten die Menschen entlang dieser einen möglichen Transportroute des Atommüllzuges auf dem Weg nach Gorleben über die Gefahren. Uns war damals klar: Der Zug erreicht bald die deutsch-französische Grenze, dann würden wir ins Wendland aufbrechen und uns an den Sitzblockaden beteiligen.

Die Nachricht über den schweren Unfall erschütterte alle Beteiligten. Natürlich gingen wir alle ein Risiko ein, wenn Bahngleise betreten werden oder die Arme mit der Schiene verbunden. Aber mit einem solchen schrecklichen Ereignis hatte niemand gerechnet. Selbst der Polizei war anzumerken, dass dieser Unfall den Einsatzablauf durcheinander brachte. Als erste Reaktion fanden zahlreiche Zusammentreffen der Anti-Atomaktivisten, die schon zu tausenden im Wendland waren, u.a. in Hitzacker statt. Nach einigen Tagen wurden Informationen zu dem Unfall bekannt: Sicherheitsvorschriften seitens der französischen Bahn waren nicht beachtet worden, der Zug fuhr viel zu schnell, um rechtzeitig bremsen zu können. Der Begleithubschrauber war gerade beim Tanken. Der Zug sollte eine Verspätung aufholen, die durch eine vorausgegangene Blockade entstanden war.

Der damals 22-jährige Sébastien wollte gemeinsam mit seiner erfahrenen Aktionsgruppe den Atommüllzug stoppen. Beim Verlassen der Gleise wurde er vom ihm erfasst.

In Lüneburg und Gorleben finden zehn Jahre nach dem schrecklichen Unfall Gedenkveranstaltung statt:

  • Am Freitag, 7. November 2014 beginnt um 18.00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Lüneburg eine Kundgebung und Mahnwache.
  • Am kommenden Sonntag wird an den Atomanlagen in Gorleben um 13.00 Uhr ein Mahnmal für Sébastien errichtet und eingeweiht.

„Sébastien starb, als er sich zu Wehr setzte. Unsere Abscheu und unsere Wut und unser Widerstand richten sich gegen die, die Tote billigend in Kauf nehmen, um ihre Macht- und Profitinteressen durchzusetzen. Sébastien kämpfte für das Leben. Wir werden seinen Kampf fortführen und sein Andenken bewahren“, schreiben BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., BI Umweltschutz Uelzen, JANUN Lüneburg, Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen und das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom in ihrem Aufruf.

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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