RWE will volle Laufzeit für AKW Gundremmingen-B

12.02.2015 | Jan Becker

Die alten Meiler rechnen sich doch noch: Entgegen mancher Drohung kassiert RWE weiter kräftige Gewinne aus dem Betrieb der letzten beiden Siedewasserreaktoren in Deutschland. Deshalb denkt der Konzern auch nicht an einen früheren Atomausstieg in Gundremmingen. AtomkraftgegnerInnen fordern die sofortige Stilllegung der besonders unsicheren Reaktoren.

Fallende Großhandelspreise an der Strombörse sind der Grund für immer kleiner Gewinnmargen aus den letzten neun Atomkraftwerken. Den Erneuerbaren Energien und Überkapazitäten auf dem Kraftwerksmarkt sei dank, dass die Erzeugung von elektrischer Energie immer günstiger wird und parallel dazu die alten konventionellen Großkraftwerke immer größere Probleme bekommen im Wettbewerb zu bestehen. Um mit Sicherheit in der Gewinnzone zu bleiben, forderten die Atomkonzerne sogar Prämien für den Weiterbetrieb ihrer AKW. Auch heute denken die Konzernen über besondere „Vergütung“ zur „Bereitstellung einer sicheren Stromerzeugung rund um die Uhr“ nach.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters revidiert Matthias Hartung, Chef der Kraftwerkstochter RWE Generation, diese Tendenzen nun: Natürlich würden die Margen für die Nuklearkraftwerke sinken, doch es sei kein Niveau erreicht, „dass wir jetzt an der Stelle Handlungsbedarf für vorzeitige Stilllegungen sehen“, so Hartung Ende Januar.

Nach dem Atomausstiegsbeschluss muss der RWE-Meiler Gundremmingen B in Bayern Ende 2017 vom Netz – und ist damit auf der Ausstiegsliste der nächste nach Grafenrheinfeld. Dessen Betreiber E.ON hatte angekündigt, bereits im Mai 2015 abzuschalten – sieben Monate früher als gesetzlich vorgesehen. Ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb sei wegen des nötigen Wechsels von Brennelementen nicht mehr gegeben, denn bis 2016 würde damit noch die Kernbrennstoffsteuer fällig.

Da diese 2017 für Gundremmingen nach derzeitigen Plänen nicht mehr gelten soll, macht es die verbleibenden acht Meiler wieder zu alten, gefährlichen Goldesel. Bliebe die Steuer – so auch unsere Forderung – wäre das ein kleiner Beitrag zur finanziellen Gerechtigkeit, denn die Meiler wurden jahrzehntelang mit hunderten Millionen Euro Steuergeldern subventioniert. Was sonst bleibt sind Atomkonzerne die sich vor der vollen Verantwortung für ihren Atommüll drücken, ihre Milliarden retten und schließlich ihre AKW-Sparten in die Insolvenz gehen lassen.

Dass zudem ausgerechnet Gundremmingen als letzte Siedewasserreaktoren in Deutschland noch über Jahre weiterlaufen soll, ist eine Farce. AtomkraftgegnerInnen beschreiben die beiden Meiler in Studien als die „unsichersten“ AKW in Deutschland.

  • Unsicheres AKW Gundremmingen ist eine permanente Bedrohung
    8. Dezember 2014 — Auf eine 3 mit elf Nullen ist AKW-Betreiber RWE zur Zeit besonders stolz: Einer der beiden letzten Siedewasserreaktoren Deutschlands hat am 8. Dezember 2014 seit Betriebsbeginn diese Menge an Strom in Kilowattstunden erzeugt. Die Meiler in Gundremmingen gehören zu den unsichersten, die noch laufen dürfen.
  • Bayern auf Atomkurs
    2. Dezember 2014 — Horst Seehofer, Ministerpräsident des Landes mit der höchsten Abhängigkeit zur Atomkraft ist weiter auf Crashkurs mit dem Atomausstieg. Bei einem Besuch in China unterzeichnete er kürzlich eine Absichtserklärung für die Zusammenarbeit im Bereich der Öko-Energie als auch der Atomkraft.

Quellen (Auszug): de.reuters.com, 27.1.2015

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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