Pläne für Atommülllager Schacht Konrad nicht vom Tisch

20.01.2016 | Jan Becker

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hält neben einer zügigen Inbetriebnahme weiterhin auch an einer möglichen Erweiterung der genehmigten Kapazität des Atommülllagers Schacht Konrad fest. 70.000 Menschen haben kürzlich erst protestiert, dass noch mehr Atommüll als bisher geplant bzw. überhaupt radioaktiver Abfall in das alte Eisenerzbergwerk bei Salzgitter eingelagert werden soll.

Atommülllager Schacht Konrad

Bei einem Besuch in Salzgitter bekräftigte Hendricks, dass sie eine Erweiterung von Schacht Konrad „zum jetzigen Zeitpunkt nicht hundertprozentig ausschließen“ wolle. Zudem müsse der Schacht „so schnell und sicher wie möglich in Betrieb gehen“. Nach derzeitiger Planung soll bereits in sechs Jahren mit den ersten Atommülleinlagerungen begonnen werden.

2002 war die Genehmigung erteilt worden, die ehemalige Eisenerzgrube zu einem Atommülllager für schwach- und mittelaktiven Abfall umzubauen. Alle Kritik wurde mit einem letztinstanzlichen Urteil des Bundesverwaltungsgericht 2007 abgewiesen. Die Genehmigung gilt aber nur für 303.000 Kubikmeter. Wegen der Räumungspläne des havarierten Atommülllagers Asse-2 und weiterer Abfälle aus der Urananreicherungsanlage Gronau summieren sich die Mengen an Müll heute auf etwa 600.000 Kubikmeter. Weil die Bundesrepublik neben Schacht Konrad keinen Plan B vorweisen kann, kam die Erweiterung der Einlagerungsmengen ins Gespräch.

Hinter den Kulissen scheinen sich die Politiker aber angesichts dieses Entsorgungsdilemmas nicht mehr einig zu sein: Die Ministerin widersprach am Dienstag nämlich dem Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König. Dieser hatte am Montag erklärt, dass eine Erweiterung von Schacht Konrad „nicht mehr in der Diskussion“ sei.

Auch die Kritik wächst: Das gesamte Projekt Konrad muss vom Tisch, nicht nur die Erweiterungspläne, fordern GegnerInnen. Denn die Planungen genügen nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik. Während die Suche nach einem Lager für den hochaktiven Atommüll bekanntlich neu aufgerollt wird, bleiben die Pläne für den weniger strahlenden aber auch über Jahrhunderte gefährlichen Abfall unangetastet.

weiterlesen:

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    02.12.2014 - Die Bundesregierung will offenbar nach der Inbetriebnahme des Endlagers Schacht KONRAD mehr und auch anderen Atommüll als bislang genehmigt einlagern. Was sich abzeichnet ist „ein groß angelegter Betrug an den Menschen in der Region und eine Ohrfeige für die niedersächsische Genehmigungsbehörde“.
  • 600.000 Kubikmeter: Bundesregierung prognostiziert viel mehr Atommüll
    18.11.2014 - Schonungslose Neuberechnung des Bundesumweltministeriums haben ergeben: Die Bundesrepublik muss in den nächsten Jahrzehnten viel mehr Atommüll entsorgen als bislang geplant. Erstmals tauchen in offiziellen Dokumenten Abfälle aus der Urananreicherung und der Asse-II auf. Eine Entsorgungslösung gibt es nicht.

  • Atommüllreport: 2013 ist im Rahmen der Arbeit der Atommüllkonferenz eine 272-seitige „Bestandaufnahme Atommüll „entstanden. Diese Bestandsaufnahme umfasst die Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland an denen Atommüll produziert oder gelagert wird, sowie die Verbringung von Abfällen innerhalb Deutschlands und in andere Länder. - www.atommuellreport.de

Quellen (Auszug): neues-deutschland.de, dpa, ag-schacht-konrad.de; 20.1.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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