Atomstandort Gorleben

Atommülllager
Atomstandort Gorleben
Foto: PubliXviewinG
Status:
in Betrieb
Standort:
Gorleben
Kategorie:
Atommülllager

Atomares Abfall-Zentrum mit zwei Zwischenlagern und einem Bergwerk, das jahrzehntelang auf seine Eignung als Atommülllager für hochradioaktive Abfälle untersucht wurde. Gorleben war seit 1995 Ziel der umstrittenen Castor-Transporte. Seit dem „Neustart“ der Suche nach einem Atommülllager sind die Transporte verboten. 2020 ist das Bergwerk offiziell aus der Endlagersuche ausgeschlossen worden.

Zwischenlager Gorleben

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Foto: Kina Becker

Diese Lagerhalle machte das Wendland im letzten Jahrzehnt berühmt. Oder besser: Der Widerstand gegen die Castor-Transporte rückte den Standort in die öffentliche Aufmerksam und bestimmte über Jahre die politische Debatte um die atomare Entsorgungsfrage.

Zwischen 1995 und 2010 wurden mehr als 100 Castor-Behälter angeliefert, zuletzt immer 12 Behälter auf einmal. In der Regel im kalten November fand der „Tag X“ statt, um die Proteste möglichst klein zu halten. Am Ende beteiligten sich zehntausende Menschen – Ankettaktionen und Massen-Blockaden auf der Schienen- und Straßenstrecke sorgten für erhebliche Verzögerung im Ablauf – und für öffentliche Wahrnehmung. Regelmäßig sprengten die Anzahl der eingesetzten Polizei- und Bundespolizeibeamt*innen alle deutschen Rekorde. Zuletzt waren die Transporte politisch kaum mehr durchsetzbar.

Mit dem „Neustart“ der Suche nach einem Atommüll-Lager wurde vereinbart, dass nach Gorleben künftig bzw. vorerst keine Castor-Transporte mehr rollen sollen. Stattdessen werden Behälter aus dem Ausland, die noch nach Deutschland zurückgebracht werden müssen, auf Zwischenlagerhallen an den Atomkraftwerken verteilt.

  • Hintergrund: Die Jahrhundert-Lager
    Die Zwischenlagerung des hochradioaktiven Atommülls wird sehr viel länger dauern, als ursprünglich behauptet. Die bisherigen Hallen sind nicht weiter tragbar. Doch die Politik nimmt das Problem nicht ernst.

Erkundungsbergwerk Gorleben

Republik Freies Wendland
Foto: Günter Zint

Aus politischem Kalkül, um den "Ostzonalen eins auszuwischen", verkündete der damalige niedersächsische Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht am 22. Febraur 1979: In Gorleben solle ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ entstehen. Auf einem Areal von 12 Quadratkilometern war eine Wiederaufarbeitsanlage, eine Brennelementefabrik und verschiedene Pufferlager für hoch-, mittel- und schwachradioaktive Abfälle geplant.

Es begann massiver Widerstand in der Region, 1981 wurde ein Bohrplatz besetzt und die „Freie Republik Wendland“ ausgerufen. In den folgenden Jahren fanden immer wieder große Demonstrationen statt. Die Pläne eines Atommüll-Zentrums waren nicht durchsetzbar. An der Atommüll-Lagerung wurde aber gegen alle Krititk und Zweifel festgehalten. Heimlich wurde unter dem Deckmantel der Erkundung ein unterirdisches Lager gebaut, bis heute 2 Milliarden Euro verbuddelt.

Mit dem „Neustart“ der Suche nach einem Atommüll-Lager ruhten die Arbeiten im Salzstock offiziell. Doch der „politisch verbrannte Standort“ war weiter auf der Liste der Stätten, die angeblich zur langfristigen Lagerung von hochaktiven Abfällen geeignet sein könnten. Alles Vertrauen in ein „faires Verfahren“ war im Wendland nach 40 Jahren der teilweise gewalttätigen Durchsetzungs-Politik des Staates verspielt. Im September 2020 wurde der Salzstock dann wegen geologischer Mängel offiziell aus dem Endlagersuchverfahren ausgeschlossen und soll nun wieder verfüllt werden.

  • Hintergrund: Gorleben - Salzstock voller Macken
    Gorleben ist ein kleines Dorf an der Elbe in Niedersachsen, unweit der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Im Februar 1977 bestimmte der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht (CDU) ihn zum Standort als "Endlager" für hochradioaktive Abfälle aus Atomkraftwerken.

Abfalllager & Pilotkonditionierungsanlage

Es gibt noch weitere Atommüll-Anlagen in Gorleben: In dem der Castor-Halle benachbarten Abfalllager wird regelmäßig schwach- und mittelaktiver Müll angeliefert. Die Pilotkonditionierungsanlage (PKA) sollte ursprünglich dazu dienen, Castor-Behälter zu öffnen und den Inhalt umzuverpacken um ihn langfristig zu lagern. In Betrieb ging die Anlage nie und soll nun abgerissen werden.

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