"Aus Versehen": Mitarbeiter legt AKW Neckarwestheim-2 halb lahm

29.01.2016 | Jan Becker

Menschen können versagen: Ein Beschäftigter des baden-württembergischen Atomkraftwerks Neckarwestheim-2 hat durch das „versehentliche Öffnen“ eines Schalters für mehrere Notmaßnahmen und eine Leistungsdrosselung des Reaktors gesorgt.

Leistungsreduktion AKW Neckarwestheim-2 am 21.1.2016
Foto: um.baden-wuerttemberg.de
21.1.2016: Leistungsreduktion GKN2

Vor einigen Tagen fiel bereits auf, dass das AKW am 21. Januar einen Leistungseinbruch zu verzeichnen hatte. Heute liefern der Betreiber EnBW und die Atomaufsichtsbehörde des Landes Baden-Württemberg die Erklärung:

Ein Beschäftigter des Kraftwerks habe bei der Wiederkehrenden Prüfung eines Notstromdieselaggregats „dessen Generatorschalter versehentlich geöffnet“. Dadurch wurde eine Notstromschiene spannungslos geschaltet. In Folge dessen startete der automatische Reaktorschutz, wie in solchen Fällen vorgesehen, den Notstromdiesel der betroffenen Redundanz und schaltete eine der vier Hauptkühlmittelpumpen ab. Das wiederrum sorgte für eine Reduzierung der Reaktorleistung auf ca. 40 Prozent.

Laut Betreiber seien „umgehend Maßnahmen eingeleitet worden“, die „nach wenigen Stunden u.a. zur Wiederinbetriebnahme der Hauptkühlmittelpumpe und zur Anhebung der Leistung führten“. Alle automatischen Maßnahmen hätten „wie vorgesehen funktioniert“, so EnBW.

Es bleibt beeindruckend, was ein Mitarbeiter durch irrtümliches Verhalten in dieser Anlage, die bei einem schweren Störfall ganze Landstriche unbewohnbar machen kann, ausgelöst hat.

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Quellen (Auszug): enbw.com, um.baden-wuerttemberg.de; 28.1.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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