20 bis 30kg Metallschrott im Kühlwasser des AKW Grohnde

25.05.2016 | Jan Becker

Der unplanmäßige Stilllstand im niedersächsischen Atomkraftwerk Grohnde dauert weiter an. AtomkraftgegnerInnen wollen nun die Forderung unterstreichen, dass der Meiler nicht wieder ans Netz gehen darf.

Kühlpumpenschaden, gefährliche Abriebteile im Primärkreislauf, Informationssperre - der Betreiber Eon schweige und schüre damit Raum für Spekulationen, so die AktivistInnen der „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten“. Mit offenen Fragen zum Zustand des AKW soll jetzt der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel und die Bundesregierung konfrontiert werden.

AtomkraftgegnerInnen berichten von „frei floatenden Metallteilen“ im radioaktiven Primärkühlkreislauf. Es soll sich um „20 bis 30 kg Metallschrott“ handeln, der möglicherweise von einer defekten Nachkühlpumpe stammt und bei der Frühjahrsrevision aufgefallen war.

 

Nachdem Eon Mitte Mai eine ausgefallene Kühlpumpe gemeldet hatte, ordnete Wenzel umfangreiche Überprüfungen an weiteren Bauteilen an. Alle vier Dampferzeuger im nuklearen Primärkreislauf sollen untersucht und die für den kommenden Betrieb vorgesehenen Brennelemente auf Fehler inspiziert werden. Damit dehnt sich der ungeplante Stillstand auf über vier Wochen aus, frühestens am 5. Juni sollen die Reparaturen abgeschlossen sein. Mitsamt der Revisionszeit steht Grohnde dann für mindestens 2 Monate still.

AtomkraftgegnerInnen begrüßen diese „atomaufsichtlichen Aktivitäten“ Wenzels zwar, diese würden aber „die dringend erforderlichen Maßnahmen bezüglich der anlageninternen Schwachstellen, schlummernden Defekten, alterungsbedingten Ausfällen und des unzureichenden Schutzes gegen Terrorgefahren von innen und außen“ nicht ersetzen.

Grundsätzliche Gefahrensituation AKW Grohnde bleibt bestehen

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Foto: publixviewing.de
Grohnde: Profit vor Sicherheit?!

Ein Unfall mit erhöhter radioaktiver Freisetzung kann in Grohnde wie in allen anderen Atomkraftwerken nicht ausgeschlossen werden. Die Inspektion von Bauteilen, wie sie Umweltminister Wenzel erneut angeordnet hat, suggeriert ein Gefühl von Sicherheit. Doch nur die sofortige Stilllegung das AKW Grohnde kann diese auch gewährleisten.

Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, findet im Rahmen eines Abendempfang der Grünen Landtagsfraktion am heutigen Mittwoch in Hameln, an dem auch Stefan Wenzel teilnimmt, eine Aktion statt: Alle BesucherInnen müssen sich einer fiktiven Strahlenmessung unterziehen. Bei „Überschreitung des Dosisgrenzwertes" wollen die AktivistInnen der „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten“ eine  „Dekontamination" durchführen, um eine „gesundheitlich vertretbare Teilnahme sicherzustellen“.

Offener Brief an Bundesregierung

Parallel zu der Aktion wird ein Offener Brief überreicht, den auch Bundeskanzlerin Merkel, Bundesumweltministerin Hendricks und alle Fraktionen von Bund und Land erhalten sollen. Darin fordern die AktivistInnen, „dass jetzt endlich Schluss sein muss und das überalterte AKW Grohnde nie wieder ans Netz gehen darf.“

weiterlesen:

  • Zwangspause für das AKW Grohnde
    21.04.2016 - Das derzeit für die jährliche Wartung abgeschaltete Atomkraftwerk Grohnde wird länger vom Netz bleiben als vom Betreiber geplant. Der Grund sind gleich mehrere Pannen.

  • AKW Grohnde soll auf Risse überprüft werden
    10.03.2015 - Nach alarmierenden Befunden in zwei belgischen AKWs fordern AtomkraftgegnerInnen vom Niedersäch­si­schen Umweltminister, auch das AKW Grohnde auf Risse zu überprüfen. Sie fordern die Abschaltung des Meilers, bis eine definitve Entwarnung gegeben kann. Doch die Politik antwortet nicht.

  • AKW Grohnde lagert Brennelemente seit 26 Jahren
    09.12.2014 - Nach der Meldung über jahrzehntelange Lagerung von verbrauchten Brennstäben im bayerischen AKW Gundremmingen legt nun Niedersachsen nach: Seit 26 Jahren befinden sich Brennelemente im Lagerbecken des AKW Grohnde. Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne) findet, diese Art der „Zwischenlagerung“ gehöre auf den Prüfstand.

Quellen (Auszug): grohnde-kampagne.de, ag-schacht-konrad.de; 24.5.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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