Am Sonntag haben mehr als 1.500 Menschen gegen den Bau des französischen Atommülllagers bei Bure - 125 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt - protestiert. Sie werfen der Regierung vor, sie winke das Projekt im „Hauruck-Verfahren“ durch.
![Frankreich: Felslabor Bure Frankreich: Felslabor Bure](/media/filer_public_thumbnails/filer_public/61/03/6103d308-7c23-4c44-8473-eda0aec670e6/bildschirmfoto_2016-06-06_um_121019.png__300x243_q85_crop_subsampling-2_upscale.jpg)
Mit 333 Ja- gegen zehn Nein-Stimmen wurde Ende Mai vom französischen Senat ein Gesetzentwurf verabschiedet, mit dem das geplante Atommülllager im lothringischen Bure weiter vorangetrieben wird. Dort sollen nach derzeitigen Planungen 80.000 Kubikmeter hoch- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden. Die zuständige Behörde Andra erforscht die Bedingungen in der Ton- und Mergelformation seit Anfang der 90er Jahre, in einer Tiefe von ca. 500 Meter wird in Bure ein Untertagelabor betrieben.
Das eigentliche Atommülllager soll im benachbarten Département Haute-Marne unter dem Namen „Cigéo“ entstehen. 2018 will die Andra die Genehmigung für den Bau beantragen, 2025 wird die Inbetriebnahme geplant. Gemäß des aktuellen Gesetzentwurfs, der noch von der Nationalversammlung verabschiedet werden muss, soll dann eine „fünf bis zehn Jahre dauernde Pilotphase“ beginnen. Das Lager würde nach und nach befüllt und nach 100 Jahren endgültig verschlossen. Die Planungen sehen eine Rückholbarkeit der Abfälle über 100 Jahre vor. Ein Gesetz darüber soll aber erst nach der eigentlichen Genehmigung und nach Abschluss der Pilotphase entstehen.
AtomkraftgegnerInnen fordern, dass die Debatte über die mögliche Rückholung des Atommülls vor der Genehmigung des Atommülllagers geschehen müsse. Bislang habe es dazu keine öffentliche Diskussion gegeben, die Regierung treibe das Projekt „überstürzt“ voran. Umfassende Forschungsarbeiten fehlen, offenbar solle das „Genehmigungsverfahren schnellstmöglich auf den Weg“ gebracht werden.
„Bürgerbeteiligung und Transparenz fehlen, es gibt kein ergebnisoffenes Verfahren, und keine grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung, es fehlt die Einbeziehung der Nachbarländer und ihrer Bevölkerung“, so Markus Pflüger vom Antiatomnetz Trier. Stattdessen werde „gelogen und bestochen, vertuscht und gekauft“.
Große Protestkundgebung am Wochenende
![Bure/F: Kundgebung am 5.6.16 Bure/F: Kundgebung am 5.6.16](/media/filer_public_thumbnails/filer_public/f2/d1/f2d190ca-73ce-49ab-af2c-caec4110be43/bildschirmfoto_2016-06-06_um_121233.png__300x241_q85_crop_subsampling-2_upscale.jpg)
Am Sonntag nahmen rund 1.500 Menschen an einer Großdemonstration gegen die Atommüll-Pläne in Bure teil. Auch aus Deutschland waren AtomkraftgegnerInnen angereist.
„Bure, oder CIGEO als Tarnname, dient der Illusion 'Atommüll könne entsorgt werden'. Doch die Sorgen werden bleiben“, so Pflüger auf der Kundgebung. „Politik und Atomlobby wollen das Endlager Bure erzwingen, um den Weiterbetrieb der Atomanlagen wie Cattenom sicherzustellen, es geht um weiteren Profit zulasten von Natur, Mensch und Demokratie.“
weiterlesen:
-
Frankreich: Standortentscheidung für Atommüll-Lager ein „Affront“
21.07.2015 - In einem Schnellverfahren hat die französische Nationalversammlung am 8. Juli 2015 den Standort für ein Atommüll-Lager in Frankreich festgezurrt: Der kleine Ort Bure in Lothringen, in dem seit 1994 ein „Versuchslabor“ betrieben wird.
Quellen (Auszug): gruene-fraktion-saar.de, saarbruecker-zeitung.de, antiatomnetz-trier.de, 20.5./6.6.16