Status-Report: Atomkraft weltweit am Ende

14.07.2016 | Jan Becker

Der „World Nuclear Industry Status Report“ liefert einmal im Jahr kritische Fakten zum Abgesang der Atomenergie weltweit. Der Trend seit Jahren: Erneuerbare Energien werden immer günstiger und dadurch alte Atomkraftwerke immer unrentabler. Die Atomkonzerne geraten unter finanziellen Druck, teilweise legen sie ihre Meiler sogar vorzeitig still.

World Nuclear Industry Status Report 2016

Der Wandel in der Atombranche lässt sich auf die Katastrophe von Fukushima zurückführen, die im März 2011 begann. Nach diesem „Weckruf“ wurden weltweit - wenn auch auf unterschiedlichem Niveau - Nachrüstungen in der Sicherheit der bestehenden Atomkraftwerke gefordert. Das kostet die Betreiber viel Geld. Dieser „ökonomische Stress“ mache diese Industrie gefährlich, denn der Kostendruck könne auch zu Einsparungen bei der Sicherheit führen, warnen Mycle Schneider und Antony Froggatt, Autoren des aktuellen Reports.

Der „World Nuclear Industry Status Report“ liefert einmal im Jahr einen kritischen Überblick über den Zustand der Atomindustrie und untermauert die Entwicklung mit Zahlen. So sind im letzten Jahr zwar zehn neue Reaktoren in Betrieb genommen, davon acht in China. Doch diese Statistik täusche, weil diese Bauentscheidungen vor Fukushima fielen. Im ersten Halbjahr 2016 habe es hingegen keinen einzigen Baustart für neue Reaktoren gegeben. Ein ganzes Jahr ohne neuen Baustart hat es „zuletzt vor über zwanzig Jahren“ gegeben.

Neue Atomkraftwerke rechnen sich nicht mehr

Der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien hat nicht nur in Deutschland die Strompreise soweit gesenkt, dass schwieriger an den Bedarf anzupassende Atomkraftwerke nicht mehr rentabel arbeiten können. Die Atomenergie werde „unumkehrbar von den Erneuerbaren Energien ausgebootet“, so Tomas Kaberger, Universitätsprofessor an der Chalmers University of Technology in Schweden.

Ein Trend, der auch für große Teile Asiens gilt. Indien etwa plant die Stilllegung zweier Reaktoren. Länder wie Japan, Taiwan, Schweden, die Schweiz oder die USA haben angekündigt, Meiler frühzeitig vom Netz zu nehmen.

Die meisten Atomstaaten mit Ausbauplänen hat diesen bereits abgesagt oder sie zumindest verschoben. Und das von der Atomindustrie als Zukunftsmarkt gepriesene China hat die Planungen für Hälfte der 21 angekündigten neuen AKW zurückgestellt - und setzt stattdessen auch auf Erneuerbare. Die wenigen AKW-Neubauten in Europa entwickeln sich zu Finanzgräbern, nur durch staatliche Subventionen lassen sich die Milliardeninvestitionen überhaupt stemmen.

weiterlesen:

  • Auslaufmodell Atomkraft: Report liefert Zahlen
    16.07.2015 - Der „World Nuclear Industry Status Report“ beschreibt einmal im Jahr die weltweite Entwicklung der Atombranche und nimmt kritische Bewertungen vor. Auch 2015 kommen die Autoren zu folgendem Ergebnis: Die Atomenergie ist ein Auslaufmodell, weltweit befindet sie sich auf Talfahrt.

  • Hintergrund: Atomkraft in anderen Ländern
    Zur atompolitische Situation in ausgewählten Ländern.

Quellen (Auszug): worldnuclearreport.org, diepresse.com; 13.7.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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