Vorbereitungen für riskante Castor-Transporte laufen

28.11.2016 | Jan Becker

Mit Hochdruck arbeitet der Energiekonzern EnBW an den Vorbereitungen für die Überführung von 15 Castor-Behältern mit hochradioaktivem Atommüll aus dem AKW Obrigheim ins Zwischenlager am AKW Neckarwestheim. AtomkraftgegnerInnen lehnen diese „Billiglösung“ wegen hoher Risiken ab.

AKW Neckarwestheim: Castor-Rampe (11/2016)
Foto: neckarwestheim.antiatom.net
AKW Neckarwestheim: Castor-Rampe (11/2016)

Die Behälter sollen per Schiff auf dem Neckar aus dem AKW Obrigheim ins sogenannte Zwischenlager am AKW Neckarwestheim verbracht werden, informiert das neu gegründete „Bündnis Neckar castorfrei“. Die dafür gebaute Schiffsanlegestelle am AKW Neckarwestheim, über die im nächsten Jahr die Castoren samt Tiefladern über eine Rampe entladen werden sollen, steht unmittelbar vor ihrer Fertigstellung.

Auch sind die 15 leeren Atommüll-Behälter bereits an die EnBW ausgeliefert worden. Einer befindet sich bereits in Obrigheim, die anderen 14 stehen im „Zwischenlager“ am AKW Neckarwestheim. Vergangene Woche wurde von MitarbeiterInnen die sogenannte „Kalthantierung“ geübt. Eine Transportgenehmigung liegt noch nicht vor, erst dann darf der Atomkonzern mit der Beladung der Behälter beginnen. Vorher müssen die Behälter aus Neckarwestheim nach Obrigheim überführt werden. Auch gegen diese Schiffstransporte ruft das Bündnis zu Protesten auf.

Keine Atommüllverschiebung – Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim!

Die als Begründung für die Verschiebung des Atommülls von Obrigheim nach Neckarwestheim genannten Argumente seien „wertlos und gefährlich“, so die AktivistInnen. Eine der größten Gefahren liege „in der Verharmlosung des Mülls und des AKW-Abrisses“, wie es EnBW betreibe. Weder sei das Lager in Neckarwestheim „vergleichsweise sicherer“, noch käme man durch den Abtransport beim Rückbau in Obrigheim der „grünen Wiese“ einen bedeutenden Schritt näher.

„Das Atomerbe werden wir nicht los, egal wie viele Linguisten, Psychologen und Werbemenschen die EnBW dafür anheuern wird“, so das „Bündnis Neckar castorfrei“. „Es wird in Obrigheim nie wieder eine Situation erreichbar sein, die man ehrlich mit 'Grüner Wiese' bezeichnen dürfte, bestenfalls mit 'dreckiger Wiese', aber selbst so weit gehen die bisherigen Planungen nicht. Die Spuren des AKW-Betriebes werden dort bleiben, gerade auch die radioaktiven Spuren, insbesondere im Boden.“

Die EnBW hat aus Kostengründen den Bau eines eigenen Standort-Zwischenlagers am AKW Obrigheim verweigert. Weil eine Perspektive für die „Entsorgung“ der Castor-Behälter fehlt, müsste das Lager für unabsehbare Zeit betrieben werden - der für kommendes Jahr angekündigte CASTOR-Verschiebe-Transport ist also die „Billiglösung“. Doch viele Atommüll-Behälter im Zwischenlager Neckarwestheim zu bündeln birgt zusätzliche Gefahren. Um auch das Risiko von Unfällen beim Transport zu reduzieren, soll EnBW auf die Überführung verzichten und in Obrigheim eine neue Lagerhalle bauen, fordern AtomkraftgegnerInnen.

Protestaktionen in Vorbereitung

Laut den EnBW-Planungen sollen fünf Transporte mit jeweils drei Castoren auf „unsinkbaren Schiffen“ durchgeführt werden. Jeder Transport wird eine CASTOR-Fahrzeit von ca. zwölf Stunden haben. Die Transportstrecke auf dem Neckar ist ca. 50 Kilometer lang und es gibt insgesamt sechs Schleusen und viele Brücken. Protestaktionen gegen diese „gefährlichen und sinnlosen CASTOR-Transporte“ sind entlang der geplanten Neckar-Transportstrecke in Vorbereitung. Zur Koordinierung wurde hierzu im Herbst das Regionalplenum des Initiativen-Zusammenschlusses „Bündnis Neckar castorfrei“ gegründet.

weiterlesen:

  • Streit um Atommüll aus Obrigheim
    21.06.2016 - 15 Castor-Behälter mit 342 hochradioaktiven Brennelementen aus Obrigheim sollen nach Willen des AKW-Betreibers EnBW im Zwischenlager des AKW Neckarwestheim deponiert werden. Dafür sind Schiffstransporte geplant. AtomkraftgegnerInnen sehen dabei Risiken, denn solche Überführungen wurden bisher nicht praktiziert.

  • Risiko: Atomtransport per Binnenschiff
    25.06.2016 - 15 Castor-Behälter aus dem AKW Obrigheim sollen über den Neckar verschifft werden. Dass beim Verladen auf ein Binnenschiff-Ponton auch etwas schief gehen kann, beweist ein Vorfall aus dem Jahr 2012.

Quellen (Auszug): neckarwestheim.antiatom.net, neckar-castorfrei.de; 28.11.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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