Proteste für die Stilllegung von Fessenheim

18.09.2017 | Jan Becker

Mehr als eintausend Menschen haben am Wochenende gegen den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Fessenheim protestiert. Ein bunter Demonstrationszug führte durch die grenznahe Stadt Breisach, wenige Kilometer von den ältesten französischen Reaktoren entfernt.

Protestaktion am 17.9.2017 in Breisach
Foto: Tim Christensen / ROBIN WOOD
Protestaktion am 17.9.2017 in Breisach

Die Aktivist*innen setzten ein deutliches Signal „für eine strahlende, aber unverstrahlte Zukunft nach der atomaren Ära in Fessenheim“, so Mitinitiator Gustav Rosa von der Mahnwache Breisach. Knapp 1.300 Menschen nahmen an der Abschlusskundgebung des Aktionsbündnis "AKW-Fessenheim. Stilllegen jetzt!" auf dem Münsterplatz teil. Während der Kundgebung seilten sich an der Stadtmauer Aktivisten von Robin Wood ab, um ein Transparent mit der Aufschrift "Tschernobyl. Fukushima. Fessenheim? Abschalten für immer!" aufzuhängen.

Abschaltung weiter unklar

Seit Jahren wird um die endgültige Abschaltung des ältesten Atomkraftwerks im Land gestritten. Ex-Präsident Hollande versprach im Wahlkampf 2012 das zeitnahe Ende der Anlage. Fünf Jahre später, noch vor der letzten französischen Präsidentschaftswahl verabschiedete die damalige Regierung ein Dekret, mit dem sie die Stilllegung des AKW Fessenheim an die Inbetriebnahme des im Bau befindlichen Atomreaktors Flamanville in der Normandie koppelte. In Flamanville ist der Zeitpunkt der Inbetriebnahme aber völlig unklar, weil immer neue Probleme den Bau verzögern.

Kürzlich kündigte der neue französische Umweltminister Nicolas Hulot wiederum an, das AKW stilllegen zu wollen. Einen Zeitpunkt nannte er aber nicht. Verständigt wurde sich aber bereits auf eine Entschädigungszahlung an den Betreiber in Höhe von einer knappen halben Milliarde Euro für die Stillegung von Fessenheim "bis 2018".

Kraftwerk steht aktuell still

Der Reaktorblock 2 des AKW-Fessenheim steht seit Juni 2016 still. Die französische Atomaufsicht ASN entzog das Sicherheits-Zertifikat für einen Dampferzeuger, weil dessen Material grundlegende Mängel aufwies. Nicht vor Anfang 2018 ist mit einer Wiederinbetriebnahme zu rechnen.

Vor Kurzem wurde auch Block 1 vom Netz genommen. Nach Auskunft des Betreibers EdF sollen Brennstäbe ersetzt werden, zudem müssten an der Dachkonstruktion Reparaturarbeiten durchgeführt werden.

„Das AKW ist komplett vom Netz und sollte dies auch für immer bleiben. Das Risiko einer Nuklearkatastrophe ist nicht zu verantworten. Wir fordern: Rückbau jetzt!“, so Robin Wood-Aktivistin Rebecca Weber, die sich am Sonntag an der Kletteraktion beteiligte.

weiterlesen:

  • AKW Fessenheim für immer vom Netz?
    24.07.2017 - Auch der erste Block des ältesten Atomkraftwerk Frankreichs steht jetzt still. Möglicherweise wird das umstrittene Kraftwerk nie wieder in Betrieb genommen.

  • Fessenheim: Absurde Zusicherungen & Entschädigungszahlungen für Abschaltung
    26.01.2017 - Möglicherweise rückt die endgültige Abschaltung des ältesten Meilers in Frankreich näher. Der Staat bietet dem Betreiber Zusicherungen und Entschädigungszahlungen an für das Aus beider Meiler - in absurder Größenordnung. Der Konzern hat zugestimmt. Atomkraftgegner*innen bleiben skeptisch, Arbeiter*innen kündigen an „ihr“ Atomkraftwerk zu besetzen.

Quelle (Auszug): badische-zeitung.de, robinwood.de, ausgestrahlt.de; 18.9.2017

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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