Atomstandort Lingen dicht machen!

03.03.2016 | Jan Becker

Knapp 200 Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern gemeinsam mit der „Lingen-Resolution“, die Atomanlagen im Emsland zu schließen. Ein Vorwurf: Die Politik habe das dortige Brennelementewerk beim Atomausstieg „offenbar bewusst vergessen“. Denn die Anlage darf im Gegensatz zu den letzten acht Atomkraftwerken - darunter das AKW Emsland - ohne zeitliche Beschränkung in Betrieb bleiben.

Atomstandort Lingen
Foto: maps.google.de
Atomstandort Lingen

Wenn nach derzeitigem Atomgesetz am Ende des Jahres 2022 mit dem AKW Emsland und dem AKW Neckarwestheim-2 die letzten deutschen Meiler vom Netz gehen müssen, wird in Lingen weiter Tag für Tag AKW-Brennstoff produziert und in die ganze Welt exportiert. Auf der Liste der Empfänger stehen besonders umstrittene AKW in Belgien und Frankreich.

„Wir sind nicht einen Tag länger bereit, diese Risiken zu tragen und fordern Umweltminister Stefan Wenzel auf, als Atomaufsicht einzuschreiten und den Atomstandort Lingen zu schließen – jetzt“, so Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

Anlässlich des fünften Jahrestages der Fukushima-Katastrophe haben kürzlich Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände mit einer Pressekonferenz in Hannover ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung der Anlagen bekräftigt.

Taten statt Worte!

Das Land Niedersachsen ist kürzlich der „Allianz der Regionen für einen europaweiten Atomausstieg“ beigetreten. Damit spricht sich Umweltminister Wenzel auch gegen eine Finanzierung des geplanten AKW Hinkley Point in England aus.

„Minister Wenzels Worte sind ein guter Anfang, aber was wir viel mehr brauchen, sind Taten“, fordert die Europavorsitzende der IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs/Ärzte in sozialer Verantwortung), Dr. Angelika Claußen. „Der Atomausstieg für Deutschland und ganz Europa fängt hier bei uns vor Ort an. Das bedeutet: Der Atomstandort Lingen muss geschlossen werden!“

Auch hier in Deutschland und in Europa sei die Gefahr einer Atomkatastrophe „gegenwärtig“, denn viele der Atomreaktoren sind schon 30 Jahre und länger am Netz, so Claußen. In Fukushima werden auch fünf Jahre nach Beginn der Katastrophe täglich 300 Tonnen radioaktives Wasser einfach ins Meer geleitet. Millionen von Menschen wurden und werden seit Beginn der Katastrophe erhöhten Strahlendosen ausgesetzt, vor allem in den Regionen mit relevantem radioaktiven Niederschlag. Mit 115 Neuerkrankungen an Schilddrüsenkrebs bei Kindern in der Präfektur Fukushima und weiteren 50 Verdachtsfällen sind die ersten gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe deutlich sichtbar.

Nach Einschätzung der IPPNW sind schwere Atomkatastrophen wie in Japan auch in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa wahrscheinlich, insbesondere wenn man die aktuell drohende Laufzeitverlängerung der französischen AKW von 40 auf 50 Jahre in Betracht zieht.

Aktion in Lingen am 11. März

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Um an die Folgen von Fukushima und auch an die laufenden Atomanlagen in Lingen zu erinnern, ruft der "Elternverein Restrisiko Emsland" für den 11. März zur Teilnahme an einer Mahnwache in Lingen vor dem Alten Rathaus auf (18 Uhr).

weiterlesen:

  • Verdrängt, vergessen, explodiert
    Sowohl Tschernobyl als auch Fukushima galten als „sichere“ Atomkraftwerke – bis die Realität das Gegenteil bewies. Das mahnt, auch alle anderen Meiler endlich abzuschalten.

  • Lingen: Die Zeit ist reif für ein Ende der Brennelementefertigung!
    05.02.2015 - Nach Beginn der Katastrophe in Fukushima im März 2011 beschloss die Bundesregierung einen neuen Atomausstieg. Doch die Brennelementefabrik im nordrhein-westfälischen Lingen soll unbegrenzt weiterlaufen. Das wollen 120 Organisationen aus dem ganzen Bundesgebiet verhindern.

Quellen (Auszug): bi-luechow-dannenberg.de; 3.3.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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