Leck im Atomkraftwerk Grohnde

01.08.2016 | Jan Becker

Seit Samstag ist das Atomkraftwerk Grohnde wegen einer Leckage unplanmäßig vom Netz. Niedersachsens Umweltminister fordert unterdessen, dass die alten Meiler früher als gesetzlich vereinbart abgeschaltet werden.

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Foto: publixviewing.de
Protest vor dem AKW Grohnde

Bei einer Begehung mit einem Sachverständigen sei am Samstag eine Leckage an einer Schweißnaht an einer „Kleinleitung“ gefunden worden, so das Umweltministerium in Hannover. Die Ursache für diese Leckage „müsse gründlich untersucht werden“, kündigt die Atomaufsicht an. Vom Betreiber  Preussen-Elektra (ehem. Eon) gibt es bislang keine Informationen zu dem Störfall.

Das Kraftwerk war Mitte Juni nach mehr als zehnwöchiger Reparatur wieder in Betrieb genommen worden. Nach Beginn der üblicherweise zweiwöchigen Jahresrevision Anfang April hatte es vier Wiederanfahr-Versuche gegeben. Ein Schaden an einer Kühlpumpe, durch den Metallteile in den Kühlkreis gelangten, machte eine umfangreiche Reparatur und Inspektion nötig. AtomkraftgegnerInnen sehen das hohe Alter der Anlage für den Defekt verantwortlich. Zeitweise wurde spekuliert, ob er das Aus für den Meiler bedeutet.

„Es ist ein Skandal, dass das grüne Umweltministerium in Hannover diese tickende Zeitbombe von EON anfahren lässt!“, so AktivistInnen zum Wiederanfahren im Juni.

Wenzel fordert: norddeutsche AKW früher abschalten

Ebenfalls am Samstag kündigte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) an, dass er sich für eine schnellere Stilllegung der Atomkraftwerke Grohnde, Brokdorf und Lingen einsetzen wolle. Dies „könne helfen, die Strompreise für Verbraucher und die Entsorgungskosten zu senken“, so Wenzel. Er nannte in diesem Zusammenhang die drei Reaktoren sowie die Kohlekraftwerke in Wilhelmshaven und Hamburg-Moorburg „unflexible Kolosse“, die selbst dann weiter laufen würden, „wenn zu viel Strom im Angebot ist“. Ein vorzeitiges Abschalten würde sich positiv auf die Kosten für die Atommülllagerung auswirken: Bei bisher kalkulierten rund 160 Milliarden Euro könnten laut Wenzel „fünf bis zehn Prozent eingespart“ werden.

Einen Termin für ein mögliches vorzeitiges Betriebsende der AKW oder gar konkrete Massnahmen die er umsetzen oder anordnen will, nennt Wenzel aber nicht. Das Atomkraftwerk Grohnde darf gemäß Atomausstiegsgesetz noch bis Ende 2021 Atommüll produzieren und durch die latente Gefahr eines schweren Unfalls die Bevölkerung gefährden.

weiterlesen:

  • Steht das AKW Grohnde vor dem Aus?
    02.06.2016 - Der Stillstand im niedersächsischen Atomkraftwerk Grohnde ist nochmal verlängert worden. Betreiber Eon kündigt das Wiederanfahren nun für den 13. Juni an, weil die Arbeiten an der beschädigten Nachkühlpumpe noch nicht abgeschlossen sind. Unterdessen will der Kreis Herford Jodtabletten als Vorkehrung gegen einen schweren Atomunfall verteilen.

  • 20 bis 30kg Metallschrott im Kühlwasser des AKW Grohnde
    25.05.2016 - Der unplanmäßige Stilllstand im niedersächsischen Atomkraftwerk Grohnde dauert weiter an. AtomkraftgegnerInnen wollen nun die Forderung unterstreichen, dass der Meiler nicht wieder ans Netz gehen darf.

Quellen (Auszug): dpa, haz.de, ndr.de; 30./31.7.2016

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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