AKW Emsland stilllegen - statt Plutonium einsetzen!

03.01.2017 | Jan Becker

Das niedersächsische Atomkraftwerk Emsland ist seit dem zweiten Weihnachtstag vom Netz. Es werden neue Brennelemente eingesetzt, darunter auch welche, die das Ultragift Plutonium enthalten. Kürzlich gab es einen Störfall. AtomkraftgegnerInnen fordern: Stilllegen statt Plutonium einsetzen!

29.10.2016 - Demo in Lingen
Foto: publixviewing.de
29.10.2016 - Demo in Lingen

Während des planmäßigen Betriebsstopps, dem zweiten im Jahr 2016, wurde an einer Kühlwasserpumpe ein Schaden entdeckt. Der Defekt wurde laut Betreiber RWE von betrieblichen Überwachungseinrichtungen erkannt und die Pumpe abgeschaltet. Das betroffene Bauteil im Nebenkühlwassersystem dient der Abfuhr der Verlustwärme von Kühlstellen im Kontrollbereich und der Notstromerzeuger. Weil sie vierfach vorhanden ist, hatte der Ausfall der Anlage „keine Auswirkung auf die Verfügbarkeit des Nebenkühlwassersystems“, so RWE. Der betroffene Motor werde ausgetauscht.

Zweiter Brennelementewechsel in 2016

Aktuell werden 24 frische Brennelemente in den Reaktor eingebracht, darunter befinden sich zwölf sogenannte „MOX-Brennelemente“, die das Ultragift Plutonium enthalten. Damit will RWE „die letzten sechs Betriebsjahre des Kraftwerks auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimieren und den Brennstoff bis zum Laufzeitende bestmöglich ausnutzen“, so Dr. Jürgen Haag, Leiter des Kraftwerks. Was er verschweigt: Der Konzern spart mit diesem zweiten Betriebsstopp Millionen, weil erst jetzt zusätzliche Brennelemente ausgetauscht werden. Die darauf fällige Steuer ist zum Jahresende ausgelaufen. Zwischen dem 21. Mai und dem 6. Juni 2016 war das AKW Emsland bereits für die jährliche Anlagenrevision vom Netz. Dabei waren nur 16 neue Brennelemente eingesetzt worden, auf die die Steuer noch zu entrichten war.

Ultragift Plutonium

Atomkraftgegner*innen kritisieren nun besonders, dass erneut plutoniumhaltige Brennelemente eingesetzt werden. Zur Entstehung von Krebs reicht „vermutlich schon eine Menge von wenigen Mikrogramm Plutonium aus“, warnt der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. in einer Presseerklärung.

„Niedersachsens Umweltminister Wenzel muss endlich dafür Sorge tragen, dass das AKW nicht länger die Bevölkerung im Emsland und weit darüber hinaus gefährdet. Er ist der zuständige Minister, der die Betriebsgenehmigung für das AKW aufheben kann“, so BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz.

Nach derzeit geltenden Gesetzen erlischt die Betriebsgenehmigung des Reaktors Ende 2022. Umweltverbände und Anti-Atomkraft-Initiativen fürchten, dass es in den nächsten sechs Jahren noch zu zahlreichen schweren Störfällen kommen kann. Altersbedingt nimmt die Belastbarkeit vieler Bauteile unweigerlich ab, was vermehrt zu Defekten führt.

Ende Oktober 2016 hatten rund 700 Atomkraftgegner*innen unter anderem gegen den Weiterbetrieb der Anlage demonstriert. Weit mehr als 200 Initiativen, Verbände und Parteigliederungen fordern zudem in der „Lingen-Petition“ die sofortige Stilllegung des AKW und der benachbarten Brennelemente-Fabrik.

weiterlesen:

  • Atomstandort Lingen dicht machen!
    03.03.2016 - Knapp 200 Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern gemeinsam mit der „Lingen-Resolution“, die Atomanlagen im Emsland zu schließen. Ein Vorwurf: Die Politik habe das dortige Brennelementewerk beim Atomausstieg „offenbar bewusst vergessen“. Denn die Anlage darf im Gegensatz zu den letzten acht Atomkraftwerken - darunter das AKW Emsland - ohne zeitliche Beschränkung in Betrieb bleiben.

  • Letzter Plutoniumtransport für Niedersachsens AKW gerollt
    14.07.2015 - Es ist ein Hammer: Unter der Überschrift „Keine Transporte mehr mit MOX-Brennelementen in niedersächsische AKW“ verkündet Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel, dass vor Kurzem einer dieser Plutoniumtransporte durchgeführt wurde.

Quellen (Auszug): rwe.com, bbu-online.de; 30.12.2016/02.01.2017

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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