Obwohl es machbar wäre, unterbindet Deutschland die Lieferung von Brennstoff an Skandal-Atomkraftwerke in angrenzenden Ländern weiterhin nicht. Auch in diesem Jahr bekommt das umstrittene belgische AKW Doel Brennstoff aus Lingen.
Die Fertigungsfabrik im emsländischen Lingen verfügt über eine Genehmigung für Transporte von 48 Brennelementen mit einer Gesamtmenge von 13 Tonnen Uran. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf Anfrage der Links-Fraktion hervor.
Atomkraftgegner*innen protestieren seit Jahren gegen den Weiterbetrieb der Brennstoff-Anlagen und die deutsche Unterstützung der besonders unsicheren Reaktoren. In Doel Block 3 und Tihange-2 waren tausende Risse in der Reaktorhülle festgestellt worden, die auf eine Instabilität hinweisen. Trotzdem dürfen die Anlagen weiterlaufen. Die aktuellen Brennelementelieferungen gelten allerdings für die Blöcke 1 und 2 in Doel. Was die Sache nicht besser macht. Die Reaktoren sind seit 1974/1975 in Betrieb und haben keine Laufzeitbegrenzung.
Brennelementefabrik Lingen schließen!
Kritisiert wird aber auch der unbefristete Betrieb der Lingener Brennelementefertigung. Diese Anlage ist faktisch vom Atomausstieg ausgeklammert. Nach jahrelangen Protesten und Aktionen hat die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag verkündet, man wolle „verhindern, dass Kernbrennstoffe aus deutscher Produktion in Anlagen im Ausland, deren Sicherheit aus deutscher Sicht zweifelhaft ist, zum Einsatz kommen.“
Dass offiziell offenbar nur die „Sicherheit“ von Doel-3 „zweifelhaft“ ist, verkennt die vielen weiteren Risikofaktoren durch den AKW-Betrieb. Auf Lingen bezogen haben zwei Rechtsgutachten im Auftrag des Bundesumweltministeriums noch vor der Regierungsbildung bestätigt, dass eine Stilllegung der Atomanlage rechtssicher möglich ist. Damit wären dann auch alle Transporte unterbunden.
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17.11.2017 - Laut neuer Rechtsgutachten im Auftrag der scheidenden Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wäre die Stilllegung der AKW-Brennstoff-Fabriken in Gronau und Lingen nicht verfassungswidrig. Bislang sind die Anlagen vom "Atomausstieg" ausgeklammert. Wegen des Zeitpunkts für die Veröffentlichung der Gutachten ist Hendricks aber aus der Verantwortung. Atomkraftgegner*innen fordern nun Taten von der kommenden Regierungskoalition.
Quellen (Auszug): noz.de, dpa, bmub.de; 21.03.2018