Atommüll-Dauerlager in Ahaus beantragt

16.01.2019 | Jan Becker

Eine bundeseigene Behörde zweifelt offenbar an den Plänen einer bundeseigenen GmbH: Deutlich länger als bisher genehmigt und nach offiziellen Aussagen nötig will der Betreiber des Zwischenlagers in Ahaus den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll dort belassen.

Zwischenlager Ahaus
Foto: contratom
Zwischenlager Ahaus

„Jetzt wird deutlich, so ganz unrecht hatten sie nicht mit ihren Befürchtungen (...)“, so der Reporter von WDR Lokalzeit Münsterland am 11. Januar 2019 zu früheren Aussagen von Atomkraftgegner*innen in Ahaus.

Seit dem 1. August 2017 wird das Zwischenlager Ahaus von der bundeseigenen „Gesellschaft für Zwischenlagerung“ (BGZ) betrieben. Diese plant nun offenbar, den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll bis 2057 dort zu belassen. Nach derzeit geltendem Recht muss das Lager 2020 geräumt werden.

Eine Verlängerung der Einlagerungsgenehmigung sei „ganz und gar inakzeptabel“, so Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. Das Zwischenlager Ahaus bekäme damit eine komplett neue Dimension, sowohl was das eingelagerte Material anbetrifft als auch hinsichtlich der zeitlichen Dimension: Ahaus solle offenbar als „Sammelstelle für jeglichen Atommüll aus Deutschland“ ausgebaut und so immer mehr zu einem „Endlos-Lager“ umgewandelt werden, befürchtet Ruwe. Weder Gebäude noch Atommüll-Behälter seien für solch lange Zeiträume ausgelegt.

Misstrauen Behörden der Bundes-GmbH?

Zielort für den überwiegenden Teil der schwach- und mittelaktiven Abfälle ist - so wie in allen anderen Zwischenlagerhallen in Deutschland - das geplante aber seit Jahrzehnten hochumstrittene weil ungeeignete Atommüll-Lager Schacht Konrad. An der Fertigstellung arbeitet der Bund zwar unter Hochdruck. Doch im März 2018 wurden weitere Verzögerungen bekannt: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) rechnet auf der Basis eines Gutachtens des TÜV Rheinland mit einer Beendigung der Bauarbeiten im ersten Halbjahr 2027.

Nun stellt sich die Frage: Warum eine Verlängerung der Einlagerungsgenehmigung in Ahaus bis 2057? Offenbar zweifelt die bundeseigene BGZ an den aktuellen Konrad-Plänen der bundeseigenen BGE. Dieses Erkenntnis bekräftigt in jedem Fall die Kritik an den zeitlichen Planungen sämtlicher Atommüllpläne in Deutschland, ob für Schacht Konrad oder für die „neue Suche“ nach einem Atommüll-Lager für den hochaktiven Abfall. Es herrscht offensichtlich Planlosigkeit.

Atomkraftgegner*innen rufen zu Protest auf

Am kommenden Sonntag, den 20. Januar 2019 um 14 Uhr findet die erste Protestaktion in diesem Jahr in Ahaus statt. Treffpunkt ist am „Mahner“ im Zentrum der Stadt. Dort soll mit der Sammlung von Unterschriften für einen gemeinsamen Einspruch gegen die Neugenehmigung begonnen werden.

Neben der beantragten Genehmigungsverlängerung gebe es „leider mehr als genug“ Anlässe für die Aktion, so die BI Ahaus. Es drohen Castor-Transporte aus dem Forschungsreaktor FRM II mit hochangereichertem waffenfähigem Material sowie Castoren mit schlecht dokumentiertem Inhalt, die Kugel-Brennelemente aus dem stillgelegten Versuchsreaktor in Jülich enthalten.

Im Februar will die Initiative jeden Samstag mit einem Infostand in der Innenstadt von Ahaus für Diskussionen zur Verfügung stehen. Am 9. März folgt eine überregionale Demonstration, zu der bundesweit aufgerufen werden soll.

weiterlesen:

  • Seit dem Jahreswechsel gehört der Atommüll dem Staat
    02.01.2019 - Seit dem Jahreswechsel gehört der Atommüll dem Staat: AKW-Betreiber haben sich freigekauft. 15 Zwischenlager mit 1.254 Castor-Behältern jetzt in staatlicher Hand. Langfristiger Verbleib ungeklärt.

  • Konzept der Atommüll-Zwischenlagerung ist gescheitert
    06.11.2018 - 70 Anti-Atom-Initiativen und Umweltverbände positionieren sich gemeinsam zur Zukunft der Zwischenlagerung hoch radioaktiver Abfälle

  • Es reicht! Ahauser Erklärung gegen Atomtransporte
    20.09.2018 - Innerhalb recht kurzer Zeit haben sich bereits mehr als 1000 Menschen gegen die drohenden Atommüll-Transporte aus Jülich und Garching in das Zwischenlager Ahaus ausgesprochen.

  • Castor-Alarm 2019
    13.08.2018 - Es wird ernst: Der Betreiber des Forschungsreaktors in Garching hat bestätigt, dass im kommenden Jahr hochradioaktiver Atommüll von dort in das 700 Kilometer entfernte Zwischenlager Ahaus rollen soll. Auch in Jülich macht man sich offenbar transportbereit.

Quellen (Auszug): bi-ahaus.de, bgz, bge, wdr, wn.de, bfe

« Zur Blogübersicht
Jan Becker Profil-Bild

Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

blog via e-mail abonnieren
RSS-FEED
Blog als RSS-FEED abonnieren.
abonnieren »