Urantransport fuhr durch Sturmtief

01.11.2017 | Jan Becker

Anfang Oktober fegte das Sturmtief „Xavier“ mit Windgeschwindigkeiten von 113 km/h durch Norddeutschland. Mitten drin ein Zug, beladen mit hochgiftigem Uranhexafluorid.

Uranzug in Buchholz, 5. Oktober 2017
Foto: nirgendwo.info
Uranzug in Buchholz, 5. Oktober 2017

Bäume wurden entwurzelt, Menschen starben, alle Züge standen still. Offenbar hatte einer jedoch „freie Fahrt“. Wie Atomkraftgegner*innen aus der Nordheide-Stadt Buchholz berichten, sei genau in dem Zeitfenster, als der Sturm im Landkreis Harburg wütete ein Zug mit 20 Containern Uranhexafluorid durch den Bahnhof gefahren. Die Aktivist*innen schossen im Bahnhof von Buchholz ein Beweisfoto.

Nach Angaben der Metronom-Verkehrsgesellschaft, die in Norddeutschland Regionalzüge betreibt, sei der Zugverkehr dort, wo er „nicht ohnehin wegen umgestürzter Bäume zum Erliegen kam“ (...) „aus Sicherheitsgründen eingestellt“ worden.

Die Verantwortlichen hätten ein „Horror-Szenario“ billigend in Kauf genommen, so Ingo Engelmann vom Verein Runder Tisch für Natur-, Umwelt- und Tierschutz. Nach einem Zusammenprall mit einem umgestürzten Baum hätte der Zug zum Beispiel entgleisen, ein Behälter Leck schlagen können. Das Uranhexafluorid reagiert sofort mit Regenwasser zu extrem toxischer Flusssäure, in der Folge breitet sich eine Giftwolke aus. In einem Umkreis von 200 Metern würde „akute Gesundheitsgefahr“ herrschen.

„Hamburg ist Drehscheibe des internationalen Handels mit Uranerz und Uranhexafluorid, aus denen die Brennstäbe für Atommeiler gefertigt werden”, so Engelmann. „Auch nach dem Atomausstieg bleibt diese Technologie brandgefährlich.“

Der gleiche Zug kam am Abend auf dem Weg zur Urananreicherungsanlage Gronau unfreiwillig zum Stehen. Mit einer Ankett-Blockade sorgten Atomkraftgegner*innen für siebzehn Stunden Verspätung.

„Die Transporte sind doch scheisse“

Im Hamburger Hafen werden zahlreiche radioaktive Stoffe umgeschlagen und per Lkw oder Zug durch Hamburg transportiert. Die ZDF-Serie „Notruf Hafenkante“ nahm sich dieser Thematik jetzt an. In der Folge vom 26.10.2017 „The bigger picture“ werden die Ereignisse zwar zugespitzt, inhaltlich aber korrekt wiedergegeben. Das ZDF macht den Protest gegen die gefährlichen Atomtransporte einem breiten Publikum zugänglich. Und am Rande unterschreibt selbst der LKA-Kommissar, der Aktivist*innen am Elbe-Ufer festnimmt, mit dem Kommentar „die Transporte sind doch scheisse“ eine fiktive Unterschriftenaktion für den Transportestopp...

weiterlesen:

  • Gronau: Beton im Gleisbett
    12.10.2017 - Mit einer Doppel-Blockade wurde ein Urantransport in die Anreicherungsanlage in Gronau (UAA) gestoppt. Die Aktivist*innen protestieren erneut für die sofortige Stilllegung der Brennstoff-Fabrik.

  • Entgegen Versprechen: Mehr Urantransporte durch Hamburg
    25.04.2017 - Anders als der rot-grüne Senat in Hamburg es versprochen hatte, steigt die Anzahl der Atomtransporte durch den dortigen Hafen an. Atomkraftgegner*innen nahmen das kürzlich zum Anlass für eine spektakuläre Aktion.

  • Gronau: Urenco will „so lange wie möglich“ AKW-Brennstoff produzieren
    11.06.2015 - In einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ erklärt Helmut Engelbrecht, Chef von URENCO, Betreiberin der einzigen Urananreicherungsanlage Deutschlands, er wolle diese umstrittene Anlage zeitlich unbefristet weiter betreiben. AtomkraftgegnerInnen kritisieren das scharf.

Quellen (Auszug): atomtransporte-hamburg-stoppen.de, kreiszeitung-wochenblatt.de, urantransport.de, greenpeace.de; 30.10.2017

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Jan Becker

Jan Becker hat jahrelang die Webseite www.contrAtom.de betrieben und täglich aktuelle Beiträge zur Atompolitik verfasst. Seit November 2014 schreibt der studierte Umweltwissenschaftler für .ausgestrahlt. Jan lebt mit seiner Familie im Wendland. Mit dem Protest gegen regelmäßig durch seine Heimatstadt Buchholz i.d.N. rollende Atommülltransporte begann sein Engagement gegen Atomenergie, es folgten die Teilnahme und Organisation zahlreicher Aktionen und Demonstrationen.

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