Atomkraft – unnötig, teuer und gefährlich!
Im Wahlkampf hatten CDU/CSU versucht, die Debatte um die Atomenergie neu zu entfachen. Ihre Forderungen, den Rückbau der stillgelegten Atomkraftwerke zu stoppen und eine Wiederinbetriebnahme zu prüfen, sollten in den Koalitionsverhandlungen verankert werden. Doch diese Pläne sind gescheitert: In den abschließenden Verhandlungen zum Koalitionsvertrag fanden sich ihre Vorschläge nicht wieder. Damit ist das Aus für die Reaktoren nun endgültig besiegelt.
Seit dem Atomausstieg 2023 wurde der Strombedarf in Deutschland durch erneuerbare Energien mehr als kompensiert. Der Anteil Erneuerbarer an der Gesamtstromversorgung liegt mit mehr als 55 Prozent auf einem historischen Höchststand. Ihr Ausbau schreitet kontinuierlich voran, ebenso wie die Entwicklung von Batteriespeichern. Das Festhalten an Atomkraft bremst die Energiewende – behindert also, was dem Klima wirklich hilft.
Die bewusst geschürte Debatte um Atomenergie sollte die veraltete und riskante Technologie wieder salonfähig machen.
Auch auf europäischer Ebene werden Forderungen laut, Atomkraft als „nachhaltig“ zu labeln und ihr damit den selben Status wie erneuerbaren Energien zu verleihen. Das führt dazu, dass Gelder, die dringend für die Energiewende benötigt werden, in Atomprojekte fließen. Im schlimmsten Fall könnte diese Entwicklung dazu führen, dass neue Atomkraftwerke gebaut werden.
Mit einer Aktion am AKW Brokdorf feiern Atomkraftgegner*innen den zweiten Jahrestag der Abschaltung der letzten AKW in Deutschland.
Warum Atomkraft unnötig, teuer und gefährlich ist
1. Erneuerbare Energien (EE) sind auf dem Vormarsch. Sie sind die günstigste und am schnellsten verfügbare Energiequelle. In einem EE-System werden unflexible Grundlastkraftwerke, wie Atomkraftwerke, nicht mehr benötigt
2. Der Bau neuer Atomkraftwerke dauert Jahrzehnte – viel zu lange, um einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise zu leisten.
- Bauzeit eines AKW: ca. 11 Jahre (ohne Planung und Standortsuche)
- Bauzeit von Windkraftanlagen: bis zu 6 Monate (an Land)
3. Atomenergie ist nicht CO2-neutral. Berücksichtigt man den gesamten Lebenszyklus, verursacht Atomstrom deutlich mehr CO2-Emissionen. Studien schätzen die CO2-Emissionen von Atomstrom auf 88–146 g CO2 / kWh, während Onshore-Windkraft bei nur 17,7 g CO2 / kWh liegt.
4. Atomstrom ist die teuerste Art der Stromgewinnung und rechnet sich nur mit massiven staatlichen Subventionen.
- Atomstrom: 182 US$ / MWh
- Windenergie (Onshore): 50 US$ / MWh
Atomkraftwerke sind und bleiben ein Risiko. 14 Jahre nach dem Super-GAU in Fukushima ist die Katastrophe nicht bewältigt. Der geschmolzene Reaktorkern kann nicht geborgen werden, und radioaktiv verseuchtes Wasser wird ins Meer geleitet. Die Zahl der an Schilddrüsenkrebs erkrankten Kinder aus der Region Fukushima steigt weiterhin.
Mini-Reaktoren und Fusionskraftwerke existieren nur auf dem Papier. Ihre Realisierung liegt immer „noch 30 Jahre in der Zukunft“ – ein teures Luftschloss ohne konkrete Perspektive.
Atommüll muss für Millionen Jahre sicher gelagert werden. Bis heute gibt es weltweit kein sicheres Endlager für hochradioaktiven Abfall. Die Kosten für die Endlagerung trägt die Gesellschaft – nicht die Energiekonzerne.
Wiederanfahren der AKW ist unrealistisch
Alle sechs Ende 2021 (Brokdorf, Grohnde, Gundremmingen C) bzw. im April 2023 (Emsland, Isar 2, Neckarwestheim 2) abgeschalteten AKW befinden sich inzwischen aktiv im Rückbau. Als letztes hat das AKW Brokdorf im Dezember 2024 seine Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG) erhalten und unmittelbar darauf in Anspruch genommen. Damit sind die Betriebsgenehmigungen aller deutschen AKW unwiderruflich erloschen.
Um die Strahlenbelastung des Rückbau-Personals zu minimieren, haben alle AKW schon kurz nach dem Abschalten den Reaktorkreislauf mit aggressiven Chemikalien durchspült. Diese „full system decontamination“ löst radioaktive Partikel, greift allerdings das Material so an, dass dessen Stabilität anschließend nicht mehr nachgewiesen ist. Inzwischen sind die Rückbauarbeiten überall in vollem Gang: Rohrleitungen werden abgetrennt, Pumpen und Generatoren ausgebaut, Kühlsysteme und Reaktorkerneinbauten demontiert, Sicherheitssysteme außer Betrieb genommen, Mauern eingerissen, Kühltürme gesprengt. „Irreversibel“ sei der Rückbau, heißt es bei EnBW, man sei „über den Punkt hinaus“, erklärt RWE. Eon-Tochter Preussenelektra unterstreicht, „schnell und effizient“ rückzubauen, eine Wiederinbetriebnahme sei „ausgeschlossen“ und „definitiv vom Tisch“: In Isar 2 sind alle vier Hauptkühlmittelpumpen bereits ausgebaut.
Rechtlich wäre eine Wiederinbetriebnahme von AKW nur nach einer Neugenehmigung möglich. Der Antragsteller müsste dabei nach Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nachweisen, dass der jeweilige Reaktor und seine Sicherheitseinrichtungen dem heute aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen. Das ist bei keinem der in den 70er und 80er des letzten Jahrhunderts gebauten Reaktoren der Fall und auch mit aufwändigen Nachrüstungen nicht zu erreichen. Mehr dazu in der gutachterlichen Stellungnahme des ehemaligen Chef-Atomaufsehers im Bundesumweltministerium, Wolfgang Renneberg:
ausgestrahlt.de/gutachten-wiederinbetriebnahme
(aus dem .ausgestrahlt-Magazin Nr. 63)
10 Argumente gegen Atomkraft
Kurz, knapp und prägnant. Zehn Argumente gegen Atomkraft. »
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