Anti-Atom-Radtour: Von Langen-Egelsbach über Biblis nach Worms

15.08.2022 | Armin Simon
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Foto: Florian Freundt

Die 2. Etappe der Südtour führt über Mörfelden-Walldorf, Büttelborn und Biblis, wo der leistungsstärkste Reaktor der Welt in einer ausgewiesenen Erdbebenzone betrieben wurde - und es fast zur Kernschmelze kam.

Hinweis: Dieser Artikel wird während der Tagesetappe mehrfach aktualisiert.

Mörfelden-Walldorf – Startbahn West

Seit den 1960er-Jahren wehren sich die Menschen in der Region Frankfurt gegen das permanente Wachstum des Großflughafens, dem immer weitere Teile des Waldes südlich von Frankfurt zum Opfer fallen. Viele, die gegen das AKW Brokdorf und die WAA Wackersdorf demonstrieren, treffen sich Anfang der 1980er-Jahre hier wieder, um gegen die Rodung des Waldes („Startbahn West“) und zunehmenden Fluglärm zu demonstrieren.

Büttelborn – Atomschutt aus Biblis

Tausende Tonnen Abrissmaterial aus dem AKW Biblis sollen nach dem Willen der hessischen Landesregierung „freigemessen“ und auf Deponien entsorgt werden – unter anderem auf der Deponie Büttelborn.

Biblis – AKW in der Flugschneise

In dem Gurkenbauerndorf zwischen Frankfurt und Mannheim, in einer ausgewiesenen Erdbebenzone, geht 1974 – ohne größere Proteste – der mit 1.300 Megawatt leistungsstärkste Reaktor der Welt in Betrieb: das AKW Biblis A. Wenig später folgt Biblis B; die Blöcke C und D werden nie gebaut. Biblis A und B sind trotz der Flughafennähe nur gegen den Absturz eines leichten „Starfighters“ ausgelegt. Nach Fukushima müssen sie vom Netz.

Die Initiativen „ByeByeBiblis“ und „Atomausstieg Groß-Gerau“ begleiten nicht nur den Abriss der AKW-Anlagen, sondern auch die Zwischenlagerung und die Suche nach einem tiefengeologischen Lager für den hochradioaktiven Atommüll.

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Foto: Florian Freundt
16. Dezember 1987, Biblis A

Die Warnlampe brennt. Ventil offen, heißt das. Trotzdem fährt die Mannschaft den Reaktor weiter hoch. Anzeige kaputt, glaubt sie. Auch die zweite Schicht ignoriert das rote Licht. Erst die dritte erkennt das Problem – und versucht einen riskanten Trick: Sie öffnet ein zweites Ventil. Die Leitung dahinter ist für den hohen Druck nicht ausgelegt, ein Überdruckventil öffnet sich. Radioaktiver Dampf schießt aus dem Sicherheitsbehälter. Hätte das Ventil nicht sofort wieder geschlossen, hätte der Kern seine Kühlung verloren: beste Voraussetzungen für eine Kernschmelze.

„Letztes Jahr in Biblis haben wir sagenhaftes Glück gehabt.“, urteilt Lothar Hahn, Reaktorsicherheitsexperte und jahrelanger Geschäftsführer der halbstaatlichen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS), Ende 1988 über den gerade öffentlich gewordenen Störfall.
Impressionen von Etappe 2: Von Langen bis Worms
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Aktionen und Programm am 15. August

09:45 Uhr
Infostopp: Mörfelden-Walldorf
Anti-Atom- trifft Anti-Flugverkehrs-Bewegung

11:30 Uhr
Kurze Kundgebung: Büttelborn - potentielle Deponie für freigemessenen Atommüll

17:15 Uhr
Infostopp: AKW Biblis

18:45 Uhr
Kundgebung in Worms

Weitere aktuelle Infos zur Radtour, Aktionen und Programm unter: ausgestrahlt.de/radtour

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Armin Simon

Armin Simon, Jahrgang 1975, studierter Historiker, Redakteur und Vater zweier Kinder, hat seit "X-tausendmal quer" so gut wie keinen Castor-Transport verpasst. Als freiberuflicher Journalist und Buchautor verfasst er für .ausgestrahlt Broschüren, Interviews und Hintergrundanalysen.

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